ORFEO International – Pressetexte

Wichtige Veröffentlichungen kurz vorgestellt

Januar 2016

ORFEO 1 CD C 897 151 A

Klarinettenkonzerte • Jörg Widman

WC 897 151 A
C 897 151 A
enn von dem Klarinettisten Jörg Widmann seine erste Aufnahme des Mozart-Konzerts erscheint, ist das durchaus in einem anderen Sinn etwas Besonderes als es auf dem Musikmarkt angesichts dieses herausragend bedeutenden, sehr oft gespielten und auch oft aufgenommenen Stücks zu erwarten wäre. ORFEO ist stolz, Widmanns erste CD-Einspielung dieses Stückes präsentieren zu können, als Auftakt zu weiteren Projekten. Natürlich hat auch Widmann Mozarts Klarinettenkonzert schon sehr oft gespielt, in unterschiedlichsten Kombinationen von Dirigenten, Orchestern und auch Programmen. Erst nachdem er eine Übersicht über beträchtliche eigene Erfahrungen mit dem Werk gewonnen hat, kam für ihn die Entscheidung für eine zu veröffentlichende Version infrage – es standen für die Veröffent-lichung mehrere durchaus verschiedene Aufnahmen zur Debatte. Jörg Widmann
Jörg Widmann
Foto: Marco Borggreve
Widmann entschied sich bewusst für einen unkorrigierten Mitschnitt eines Konzertes aus der Berliner Philharmonie mit seinem Komponisten-Dirigenten-Kollegen Ruzicka am Dirigierpult – das Weber-Konzert dagegen wurde im Studio an der Nalepastraße aufgenommen, und auch sein eigenes Werk im Studio. Jedenfalls ist seinen Äußerungen im Beihefttext und vor allem seiner Aufnahme eine „fortgeschrittene“, in vieler praktischer Erfahrung auf dem Konzertpodium erworbene Sensibilität für die besonderen Subtilitäten, die verborgenen Qualitäten dieses späten Mozart-Werkes anzumerken. Wenn es fast absurd ist, das wenige Wochen vor Mozarts Tod fertiggestellte „Spätwerk“ sich als das eines 35-Jährigen bewusst zu machen, so ist diese erste Aufnahme für einen so arrivierten 42-jährigen Solisten heutzutage durchaus auch spät. Jörg Widmann
Jörg Widmann
Foto: Marco Borggreve
Und natürlich spielen bei dieser langen Dauer nicht nur die notorisch fast überbordend vielseitigen Aktivitäten des Musikers Widmann eine Rolle, sondern insbesondere auch sein Komponistentum. Gerade ein so durch eigenes Komponieren – das ebenfalls schon früh begann, als Versuch, die eigenen Improvisationen auf der Klarinette festzuhalten – und auch als engagierter Interpret moderner Musik von Kollegen geschulter und reflektierter Kenner der musikalischen Moderne wird einen tieferen Blick für die kompositionstechnischen Qualitäten eines scheinbar so auch für mozartische Verhältnisse besonders „mozartisch einfachen“ und kompositorischer „Modernität“ wenig verdächtigen Werkes haben. Diesen tieferen Blick durch gewisse musikhistorische Klischees hindurch könnte man in gewisser Weise zumindest indirekt in der Interpretation wirken hören. Auf jeden Fall macht einem der hohe Respekt für Mozarts Kunst, der aus den Beihefttext-Äußerungen spricht, Entdeckerlust, diese hohe Kunstfertigkeit kompositorischen „understatements“ hörend mitzuentdecken. Von ähnlicher „kollegialer“ Einfühlung ist sodann auch Widmanns Wahl und Begründung derselben (in seinem schönen eigenen Text) für die Wahl des Klarinettenkonzerts von Mozarts im wörtlichen und übertragenen Sinn Verwandten Weber bestimmt , die er als eine der wenigen plausiblen Kombinationsmöglichkeiten auch interpretatorisch überzeugend rechtfertigt. Und schließlich fügt er seinen eigenen kompositorischen Solo-Beitrag fast schlafwandlerisch in einen „Beziehungsraum“ zwischen die beiden Stücke ein – fast wie eine Kadenz zwischen beiden – wobei er im wiedergegebenen Gespräch darauf hinweist, dass er die im Mozart-Klarinettenkonzert fehlende Kadenz – so etwas überhört der unreflektiertere Hörer in seinem Trott leider leicht – selbstverständlich, trotz konkreter Anfragen, niemals schreiben würde.

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