ORFEO International – Pressetexte

Wichtige Veröffentlichungen kurz vorgestellt

Januar 2006

ORFEO 2 CD C 675 062 H

„Schmankerl“ für Mozart-Kenner
Rainer Honeck und die Vienna Classical Players

„Du weißt selbst nicht, wie gut Du Violine spielst, wenn Du Dir nur Ehre geben und mit Figur, Herzhaftigkeit und Geist spielen willst, ja, so wärst Du der erste Violinspieler Europas.“ Dies schrieb im Jahr 1777 Vater Leopold Mozart, der Verfasser einer berühmten Violinschule, seinem überaus begabten Sohn Wolfgang. Dessen Hauptliebe galt schon damals weniger der Violine als vielmehr dem Fortepiano. Sieht man es in den Mozartschen Wunderkind-Verhältnissen, so hat sich Wolfgang tatsächlich erst relativ spät der Gattung Violinkonzert zugewandt. Dann allerdings gleich mit voller Hingabe: zwischen Juni und Dezember 1775 entstanden vier von fünf Konzerten, darunter auch die beiden auf dieser Neuveröffentlichung


Mozart befand sich zur Entstehungszeit noch als Konzertmeister in Diensten des ungeliebten Erzbischofs Colloredo von Salzburg und hatte die Solostücke wohl für sich selbst komponiert. „Ich bin kein großer Liebhaber von Schwierigkeiten“, soll er nonchalant über seine Konzerte geäußert haben. Technisch mag das vielleicht zutreffen, doch dafür setzten seine Violinkonzerte große Anforderungen an das musikalische Gestaltungsvermögen des Interpreten. Dies gilt besonders für das 3. Konzert G-Dur KV 216. Das klangsinnliche Adagio mit den gedämpften Streichern muss einfach „wie vom Himmel gefallen“ klingen, so Alfred Einstein. Im Kontrast dazu gilt es aber auch, die humoristischen, ja übermütigen Effekte im ersten und dritten Satz einzufangen. Rainer Honeck gelingt dies zusammen mit den Vienna Classical Players unter der Leitung von Martin Kerschbaum ganz vorzüglich. Solist und Orchester brillieren mit einer packenden Interpretation zwischen Virtuosität und lyrischer Kantabilität.

Im letzten, dem wohl kühnsten und populärsten Mozart-Konzert in A-Dur KV 219 gerät das Zusammenspiel zu einem spannenden Schlagabtausch: Auf den munteren ersten Satz folgt das poesievolle, gefühlsbetonte Adagio, stürmt im abschließenden Rondeau das köstliche, wild-dämonische alla turca herein, bevor Rainer Honeck und die Vienna Classical Players das Konzert zart und leise ausklingen lassen.

Rainer Honeck
Rainer Honeck
Foto: ORFEO INternational
Die Sinfonia Concertante für Violine, Viola und Orchester Es-Dur KV 364 (320d) entstand in Wolfgang Amadeus Mozarts letzten Salzburger Jahren. Hier verbindet er die kompositorischen Errungenschaften seiner vorherigen Reisen nach Mannheim und Paris mit der üblichen Flut an musikalischen Einfällen. Dem beschwingten ersten Satz und dem heiteren tänzerischen Schlusssatz ist wieder ein Andante von zartem, beinahe tragischem Ausdrucksgehalt gegenübergestellt. Rainer Honeck und sein australischer Kollege Tobias Lea musizieren seit langem zusammen u.a. in Solopositionen bei den Wiener Philharmonikern. Dass sie die gleiche musikalische Wellenlänge haben, hört man dem feinnervigen Wechselspiel an, durch das die Sinfonia concertante in all ihren kontrastierenden Stimmungen zur Geltung kommt.

Ein Werk aus früheren Tagen, nämlich aus dem Jahr 1774, ist das Concertone für zwei Soloviolinen in C-Dur KV 190. Der Name „großes Orchester“ erklärt sich daraus, dass dem Orchester hier eine kleine Solistengruppe entgegensteht, bestehend aus einer Oboe, zwei Violinen und einem Violoncello. Eigentlich ist mit dem Concertone schon die erste Sinfonia concertante entstanden, da Mozart neben den beiden Soloviolinen auch die Oboe und das Cello solistisch einsetzt. Wieder spielt Rainer Honeck zusammen mit einem Wiener-Philharmoniker-Kollegen, dem Geiger Milan Setena, sowie mit Mitgliedern der Vienna Classical Players. Es gelingt den Musikern auf beeindruckende Weise, die kammermusikalischen Feinheiten dieses reizvollen Frühwerks herauszuarbeiten – ein besonderes „Schmankerl“ für Mozart-Kenner.

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