ORFEO International – Pressetexte

Wichtige Veröffentlichungen kurz vorgestellt

Mai 2009

ORFEO 1 CD C 770 091 B

Waldemar Kmentt

Er war schon 1955 als Jaquino dabei, als sich in der neu erbauten Wiener Staatsoper der Vorhang zur Wiedereröffnung mit Beethovens Fidelio hob. Und er war in Charakterrollen wie als Mirko Zeta in der Lustigen Witwe noch bis zur Jahrtausendwende international zu erleben. Dazwischen liegen unzählige, glanzvolle Auftritte des Tenors Waldemar Kmentt auf den größten Opernbühnen der Welt. Vom lyrischen Tenor bis an die Fachgrenze zum jugendlichen Heldentenor gibt es schier keine Partie, die er nicht gesungen hat. Das Porträt zu seinem 80. Geburtstag spiegelt diese Vielseitigkeit eindrucksvoll wider, mit Kostproben aus Rollen, in denen er an der Wiener Staatsoper zu erleben war: sie blieb auch zur Zeit seiner Gastspiele zwischen Bayreuth und Buenos Aires stets sein Stammhaus, wo er zum Kammersänger und schließlich zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Beweglichkeit und glanzvolles Timbre seiner Stimme waren die Basis dafür, dass Kmentt sowohl im legendären Mozart-Ensemble unter Karl Böhm als auch als ‚italienischer‘ Tenor (zeitbedingt meistens noch in deutscher Sprache) gerne und viel im Haus am Ring eingesetzt wurde. Waldemar Kmentt als Faust
Waldemar Kmentt als Faust
Foto: Fayer, Wien
Waldemar Kmentt als Hans
Waldemar Kmentt als Hans
Foto: Fayer, Wien
Waldemar Kmentt als Ramiro
Waldemar Kmentt als Ramiro
Foto: Fayer, Wien
So ist im Porträt neben seinem Idomeneo der Ferrando aus Così fan tutte zu hören, ebenso wie der Don Ramiro aus La Cenerentola. Weniger bekannt ist, dass Kmentt in den 60er Jahren verstärkt auch das französische Fach gesungen hat, im Falle des auf der CD vertretenen Faust von Gounod unter Georges Prêtre sogar in der Originalsprache. War hier Wilma Lipp seine Partnerin, so belegt das Duett aus Offenbachs Hoffmanns Erzählungen mit Anja Silja unter Josef Krips Kmentts ausgeprägtes Talent zum gemeinsamen Musizieren. Das wird ebenso in Janacéks Jenufa an der Seite von Sena Jurinac deutlich wie schließlich im Dialog mit Peter Webers Musiklehrer in Strauss’ Ariadne auf Naxos: hier, in einem Mitschnitt von 1996 unter Horst Stein ist die Präzision und Kunst der Stimmdarstellung von Waldemar Kmentt noch in der Sprechpartie des Haushofmeisters deutlich hörbar. Kein Wunder, dass er unter diesen Voraussetzungen auch in weniger gespielten Werken wie als Pylades in Iphigenie auf Tauris von Gluck und der klassizistischen Tonsprache von Strawinskys The Rake’s Progress stimmschön und zugleich markant die Figuren charakterisierte – und dass er zudem in gefürchteten Kurzeinsätzen wie als Sänger in Strauss’ Rosenkavalier brillieren konnte, wie in der Wiener Premiere der Oper 1968 unter Leonard Bernstein. Mit dieser Arie endet der Querschnitt durch die rekordverdächtige, vom bis heute bescheidenen Sänger jedoch nie auf bloße Effekte hin angelegte Tenorkarriere.

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