ORFEO International – Pressetexte

Wichtige Veröffentlichungen kurz vorgestellt

Februar 2009

ORFEO 5 CD C 725 085 R

Sergiu Celibidache

Der Ruf des radikalen Dirigentengenies, das wie niemand sonst seine Musikauffassung ohne Konzessionen im Orchester durchzusetzen verstand, haftet Sergiu Celibidache (1912–1996) bis heute an; und zwar nicht nur an seiner frühen Wirkungsstätte in Berlin und seiner letzten Station in München. Aus den späten 1950er Jahren datiert seine gut zweijährige Tätigkeit als fester Gastdirigent bei dem Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester, dem heutigen WDR Sinfonieorchester Köln. Sie ist, bei allen Vorbehalten Celibidaches gegenüber der Schallplatte, im Historischen Archiv des Westdeutschen Rundfunks bestens dokumentiert worden. C 725 085 R
C 725 085 R
Die Aufnahmen, bei deren nunmehr vorliegender Edition die Sergiu Celibidache Stiftung beteiligt war, vermitteln einen fesselnden Eindruck vom damaligen Konzertrepertoire des Maestro. Da ist nicht nur die monumentale Dimension bekannter Interpretationen Celibidaches, etwa von Ravels Ma mère l’oye, der zweiten Daphnis et Chloé-Suite oder Tschaikowskys „Pathétique“ bereits überwältigend ausgeprägt. Sondern es finden sich auch noch reichlich Momente der jugendlichen Hitzigkeit früherer Jahre, mit der Celibidache beispielsweise in Boris Blachers Orchestervariationen über ein Thema von Paganini höchste Virtuosität in allen Instrumentengruppen bewerkstelligt. Als denkbar bester, weil hinsichtlich Flexibilität und Fantasiereichtum unübertrefflicher musikalischer Anwalt eines weiteren (älteren) Zeitgenossen erweist sich Celibidache auch in Paul Hindemiths Sinfonischen Metamorphosen über Themen von Carl Maria von Weber. Dagegen könnten ‚avantgardistische Klassiker’ wie die Feuervogel-Suite von Strawinsky oder der Don Juan von Richard Strauss beinahe konventionell anmuten – wären sie nicht in der vorliegenden Perfektion realisiert worden. Denn ein regelrechter Orchesterdompteur wie Celibidache lässt sich von den aufbrausenden und schillernden Klanggewalten dieser Stücke stets befeuern, nie aber davontragen. Und es grenzt an Zauberei, was das Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester unter seiner Leitung im romantischen Repertoire, Schuberts 2. Symphonie, der Zauberharfen-Ouvertüre und Mendelssohns Konzertouvertüre zum Sommernachtstraum an unerhörten Farben und Nuancen auffächert. Wer schließlich nach einem der seltenen Auftritte Celibidaches auf dem Gebiet der Vokalmusik sucht, der sei noch auf das Deutsche Requiem von Brahms verwiesen, das wie die 1. Symphonie desselben Komponisten in der neuen Kompilation von 5 CDs bei Orfeo für die große Affinität Celibidaches zu dem norddeutschen Meister bürgt – mit Agnes Giebel und Hans Hotter als Solisten und dem Kölner Rundfunkchor.

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