ORFEO International – Pressetexte

Wichtige Veröffentlichungen kurz vorgestellt

Februar 2009

ORFEO 1 CD C 673 091 A

Baermann - Mendelssohn

Heinrich Baermann und sein Sohn Carl gehörten mit ihrer Klarinettenkunst zu den großen, europaweit gefeierten Virtuosen des 19. Jahrhunderts. Auf ihre Freundschaft mit Felix Mendelssohn gehen zudem dessen zwei Konzertstücke op. 113 und 114 zurück, zu denen Carl Baermann eine amüsante Entstehungsgeschichte verbreitete: Demnach geht die Bezeichnung „großes Duett für Dampfnudel und Rahmstrudel, Clarinett und Bassetthorn“ für das erste Konzertsstück auf ein ‚Kochduell‘ zurück, das sich Mendelssohn und Baermann junior Ende 1832 in Berlin lieferten, als sich die Baermanns auf einer Konzertreise nach Sankt Petersburg befanden. C 673 091 A
C 673 091 A
Mit der Zubereitung von Dampfnudeln und Rahmsstrudeln will Carl Baermann Mendelssohn dazu gebracht haben, am „Klavierherd“ – gleichzeitig mit der Kochsstunden – einem seit Längerem zugesagten Kompositionsauftrag von Baermann senior nachzukommen. Man kann nun nicht behaupten, dass die Konzertstücke auf geringer Flamme köcheln würden oder, wie Mendelssohn hinsichtlich des zweiten freistellte, „ins Feuer“ zu werfen wären. Dieter Klöcker bringt, in der neuen Einspielung bei Orfeo, die musikalische Ausgelassenheit gemeinsam mit Luigi Magistrelli am Bassetthorn und dem Prager Kammerorchester auf den Siedepunkt. Mit Giuseppe Porgo als Partner rehabilitiert Klöcker außerdem zwei Parallelwerke von Carl Baermann, die neben seinen Kochkünsten auch seine Befähigung zum Komponieren ins rechte Licht rücken. Das bekanntere Stück ist zweifelsohne das Duo concertant op. 33, mit dem das Vater-und-Sohn-Duo beispielsweise im Pariser Konzertleben auftrumpfte. Effekt macht es nicht zuletzt durch seinen dramatischen Charakter mit kontrastierenden und variierenden Passagen zwischen mal marschartiger, mal tänzerischer Rhythmik und lyrischen Kantilenen. In der Concertante für zwei Klarinetten und Orchester schließlich ist Baermann eine Komposition gelungen, die als Musterbeispiel für das zu Ende gehende Zeitalter der Klarinettenvirtuosen gelten kann: die klassische Einleitung weicht mit zunehmender Spieldauer typisch romantischen Klangfarben und Intervallen, die teils slawische Einflüsse verraten. Auch hier sind Dieter Klöcker, Giuseppe Porgo und das Prager Kammerorchester ganz in ihrem Element, mit offenkundigem Vergnügen bei einigen Sprüngen und nicht unbedingt zu erwartenden musikalischen Wendungen.

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