ORFEO CD C 729 081 BIm Rahmen eines eigens auf ihn als Dirigenten zugeschnittenen Konzertzyklus stand das Werk im Sommer 1955 noch einmal in einer Konstellation auf dem Programm der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, in der es bereits bei einem Beethoven-Zyklus im Frühjahr zwei Jahre davor erklungen war. Mit diesem eingespielten Team gelang eine Aufführung, die heute auf CD einen Eindruck größter Geschlossenheit hinterlässt. Das Solistenquartett bietet, in stimmlich „aufsteigender“ Reihenfolge mit Otto Edelmann, Waldemar Kmentt, Hilde Rössel-Majdan und dem glockenrein tönenden Sopran von Lisa Della Casa jeden nur erdenklichen Wohlklang – beide Damen gehörten in der Folge zu Karajans Stamm-Besetzungen der 9. Symphonie in Brüssel, Luzern und London. Während der Wiener Singverein sich auch in späteren Jahren, nicht nur bei der Ode an die Freude, an Aufführungen unter der Leitung Herbert von Karajans beteiligte, spielten die Wiener Symphoniker das Stück bei dieser Gelegenheit zum letzten Mal unter der Leitung des Maestro, der allerdings noch ein knappes Jahrzehnt bei den Symphonikern als Gast zu erleben war. Die große Steigerung von Satz zu Satz und das hier äußerst spannungsgeladen erscheinende Hinzutreten der menschlichen Stimme(n) verweist insofern mehrfach auf eine Zeit des Übergangs in der Karriere von Herbert von Karajan, in der verschiedene Faktoren durchaus nicht immer so günstig zusammenkamen wie im Sommer 1955 im Großen Saal des Wiener Musikvereins.