ORFEO International – Pressetexte

Wichtige Veröffentlichungen kurz vorgestellt

April 2011

ORFEO 2 CD C 812 112 I

Schostakowitsch: Lady Macbeth von Mzensk

Lange hat es gedauert, bis an der Wiener Staatsoper die Premiere der ersten Fassung von Dmitri Schostakowitschs Lady Macbeth von Mzensk zu erleben war. C 812 112 I
C 812 112 I
Erst 2009 war dieses zentrale Werk des 20. Jahrhunderts im Haus am Ring in der Originalsprache und ohne die mildernden Eingriffe zu hören, die Schostakowitsch nach Stalins Tod und den lebensbedrohenden Vorwürfen der KPdSU an seiner Opernpartitur vorgenommen hat. Unvermindert provokativ ist bis heute der Handlungsentwurf, das mörderische Treiben einer frustrierten Kaufmannsfrau im zaristischen Russland. Virtuos zwischen beißender Gesellschafts-Satire und Sympathien mit der Protagonistin changiert Schostakowitschs musikalische Umsetzung des Stoffes. Umso wichtiger, dass die Wiener Staatsoper mit einem versierten Dirigenten und einer geschlossenen Ensemble-Leistung aufwarten konnte, angeführt von einer intensiv agierenden Sängerdarstellerin: auch auf CD erweist sich Angela Denoke mit ihrem präzise und höchst individuell geführten Sopran als faszinierende Besetzung für Katerina Ismailowa, deren Gräueltaten auf erschütternde Weise nicht entschuldbar, aber nachvollziehbar werden. Dazu bedarf es natürlich auch starker Antagonisten wie des jugendlichen Heldentenors von Marian Talaba als betrogener Ehemann Sinowi oder des schwarzen Basses von Kurt Rydl, der dem gewalttätigen Schwiegervater Boris beängstigendes Format verleiht. Oder einer Nebenbuhlerin wie Nadia Krasteva mit farbenreichem Mezzosopran, als Sonjetka im Strafgefangenenzug des bedrückenden Opernfinales. Hier erweist sich auch Katerinas Verführer und Liebhaber Sergej als falscher Freund, als Widerpart zur Titelfigur. Dem Staatsoperndebütanten Misha Didyk gelang mit seinem lyrisch wie dramatisch flexibel geführten Tenor in dieser Rolle ebenfalls ein Porträt, vor dem sich die dunklen und abgründigen Facetten in Angela Denokes Gesang noch beeindruckender abheben. Die zahlreichen Nebenrollen, den Chor und das Orchester der Wiener Staatsoper befeuert Ingo Metzmacher am Pult zu einer Interpretation, die alle Extreme von Schostakowitschs Partitur auslotet: im Tempo, in der Dynamik und im Rhythmus.

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