ORFEO International - Katalog

CDs

C 896 152 A

Nielsen • Sibelus
Violin Concertos • 2 Serenades

Orfeo • 2 CD • 1h 27min

Bestellnr.: C 896 152 A


Komponisten/Werke:

J. Sibelius: Konzert d-Moll op. 47 für Violine und Orchester
J. Sibelius: Serenade D-Dur op. 69 Nr. 1 für Violine und Orchester
J. Sibelius: Serenade g-Moll op. 69 Nr. 2 für Violine und Orchester
C. Nielsen: Violinkonzert d-Moll op. 33

Mitwirkende:

Baiba Skride (Violine)
Tampere Philharmonic Orchestra (Orchester)
Santtu-Matias Rouvali (Dirigent)

Nielsen • Sibelus - Violin Concertos • 2 Serenades

Als Richard Strauss als Dirigent 1905 in Berlin C 896 152 A
C 896 152 A
die stark umgearbeitete endgültige Version des Violinkonzerts seines ein Jahr jüngeren Komponistenkollegen Sibelius aus der russischen Provinz Finnland mit dem Solisten Kárel Haliř aus der Taufe hob, war in einem zweiten Anlauf ein Meisterwerk geboren, das spätestens seit dem Zwei-ten Weltkrieg einen unaufhaltsamen Siegeszug durch die Welt angetreten hat.
Dabei sah noch zwei Jahre zuvor bei der Uraufführung der ersten Fassung des Werkes in Helsinki unter dem Komponisten mit dem für den geplanten Solisten Willy Burmeister eingesprungenen Viktor Nováček nichts nach einem derartigen Erfolg aus – das Konzert wurde vielmehr von dem „Kritikerpapst“ Karl Flodin massiv bemängelt. Doch der Komponist verlor sich daraufhin nicht in nordischer Melancholie, sondern griff die Kritik als Chance auf und unterwarf das Werk einer eingehenden Umarbeitung.

In einer für Sibelius’ großangelegte Werke typischen Weise interpretiert er die vorgegebenen Formen eigenwillig, teils ausgiebig traditionell, teils auf diesem Hinter-grund durch Weglassungen und Ersetzungen von Formelementen in großem Stil über-raschend neu. Diese Großarchitektur von vertrauten Formelementen und verblüffen-den „Freiräumen“ mag zusammen mit dem Wechselspiel eines oft lyrisch-zarten, spätromantischen Tons mit immer wieder eingestreuten unerhörten, sowohl technisch als auch für den Hörer emotional atemberaubenden virtuosen Schwierigkeiten den eigentümlichen Eindruck von „Weite“ und „Sehnsucht“ nahelegen, der so oft mit dem Werk (und der Landschaft, aus der sein Schöpfer stammt) verbunden wird.

Man darf sich bei dieser Gelegenheit auch einmal bewußt machen, daß es vielleicht unterschwellig so etwas wie eine besondere Affinität von Geigerinnen für dieses Stück gibt. Baiba Skride Baiba Skride
Baiba Skride
Foto: Marco Borggreve
hat sich mit ihren letzten Veröffentlichungen immer wieder neu bemüht, in dem zwar nicht kleinen, aber doch sehr einseitig abgespielten Repertoire für Violine wohlüberlegte, anregende und auch beim Hören Entdecker-Freude freisetzende Programm-Kombinationen anzubieten: so das besonders im letzten Satz so ohrenfällig „ungarisch“ inspirierte Brahms-Konzert mit der vielleicht idiomatischsten Fassung der populären „Ungarischen Tänze“, der selten gespielten, hochvirtuosen Bearbeitung des Brahms-Freundes Joseph Joachim für Violine und Klavier (mit ihrer Schwester Lauma: C 829 112). So die drei Werke von Schumann für Violine und Orchester – das selten genug zu hörende originale Violinkonzert, des Komponisten eigene Bearbeitung seines Cellokonzerts sowie des auch Schumann-Freundes Joachims Bearbeitung der späten Violin-Fantasie (C 854 131). So eine frische und geradezu schmissige Kombination von Strawinskys und Martins Violinkonzerten (C 849121), und so zuletzt die musikalisch und geigerisch so ergiebigen Violinkonzerte von Szymanowski mitsamt den „Mythen“ mit der Schwester Lauma am Klavier (C 873 141). Es lag also für die Baltin Baiba Skride im bio- wie geographischen Sinne nah, neben den Jubilar Sibelius (1865 – 1957) den gleichaltrigen Kollegen und Ostseeanrainer Nielsen (1865 – 1931) mit dessen einzigem Violinkonzert zu stellen. Und vielleicht kann man über die Baiba Skride eigene Natürlichkeit hinaus aus einer gewissen „Diesseitigkeit“ und Direktheit des Zugriffs auf das Geiger(inne)n hohe und heilige Sibelius-Konzert tatsächlich so etwas wie eine besondere Vertrautheit heraushören...

Ist das Werk des Dänen – im ästhetischen „Epochenjahr“ 1911 uraufgeführt – kompo-sitionsgeschichtlich noch ein wenig weiter fortgeschritten, überwiegen doch in der Gesamtschau von heute aus die Ähnlichkeiten beider Werke im Grad der Modernität (bzw. des mehr oder weniger bewußten Verzichts darauf) bei der Interpretation der Konzertform wie in den selbstbewußt hohen technischen Anforderungen. – Beide Komponisten waren übrigens ausgebildete und eine Zeit lang praktizierende Geiger – vielleicht ist dem geschuldet, daß die durchaus beträchtlichen virtuosen Schwierig-keiten beider Konzerte nicht als ungeigerisch gelten. Von Sibelius sind mit den beiden Serenaden von 1912 und 1913 für Solovioline und Orchester noch zwei in sich abermals im Tonfall originäre Proben seiner Kompositionskunst im Genre kleinerer Formen beigegeben. Das selbstbewußt-eigensinnige, dabei verantwortlich-traditionsbewußt entworfene Violinkonzert Nielsens hat, auch vor dem Hintergrund seiner Symphonien, mit denen er sich „progressiv-tonal“ zunehmend weiter „vor“ wagte als Sibelius, ohne in die Moderne „abzubiegen“, heute neben dem etablierten Meisterwerk von Sibelius mit seiner formalen Fantasie, dem Neuen, das es zu sagen wagt, aber auch der dabei bewahrten menschenfreundlichen Zugewandheit zum Hörer von diesem (auch in dessen eigenem Interesse) eine echte Chance verdient.


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