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Oktober 2011

Zum 95. Geburtstag von Emil Gilels

Emil Gilels C 332 931 B
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C 484 981 B
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C 523 991 B
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geschähe sicher Unrecht, würde er als Spätzünder unter den großen Pianisten bezeichnet. Gelegentlich mutet es so an, weil Gilels von der Sowjetunion aus erst vergleichsweise spät die internationalen Konzertpodien erobert hat. Allerdings hatte der am 19. Oktober vor 95 Jahren in Odessa Geborene schon als Jugendlicher öffentlich Konzerte gespielt, in Moskau beim legendären Lehrer Heinrich Neuhaus studiert und 1938 den 1. Preis beim Eugène-Ysaÿe-Wettbewerb (Concours Reine Elisabeth) in Brüssel gewonnen. Doch wurde die sich anbahnende Weltkarriere durch den Ausbruch des 2. Weltkriegs zunächst verhindert. C 608 032 B
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C 712 062 I
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So vervollkommnete Gilels in jenen Jahren sich und sein Repertoire, sowohl solistisch als auch in der Kammermusik, u.a. als Partner von Leonid Kogan, Mstislaw Rostropowitsch und im Duo mit David Oistrach, der mit ihm als einer der ersten sowjetischen Künstler (Konzert-)Reisen in den Westen unternehmen konnte. Mitte der 50er Jahre war die Zeit endlich reif für Gilels Auftritte in den Vereinigten Staaten. Gleichwohl dauerte es noch einmal fast eineinhalb Jahrzehnte, bis er regelmäßig bei den Salzburger Festspielen auftrat, von denen die fünf Aufnahmen mit Gilels im ORFEO-Katalog stammen. Für sich genommen schon ein bemerkenswertes Dokument ist Gilels’ Salzburg-Debüt mit den Wiener Philharmonikern unter George Szell in einem reinen Beethoven-Programm, mit dem 3. Klavierkonzert im Zentrum. Gilels’ Solistenkonzert von 1970 spannt überlegen den Bogen vom Anfangs- zum Gipfelpunkt der Romantik, von Schuberts Moments musicaux und a-Moll-Sonate D 784 zu Liszts h-Moll-Sonate.
Musikgeschichtlich noch weiter ausgreifend war Gilels’ Programm 1972, als er mit Mozarts F-Dur-Sonate KV 533, Brahms’ Fantasien op. 116, Debussys Images und Strawinskys Petruschka sein überwältigendes pianistisches Farbspektrum leuchten ließ. Mit Mozarts Paisiello-Variationen KV 398 und a-Moll-Sonate KV 310 ist Gilels in der reizvollen Zusammenstellung von Mozart-Interpretationen verschiedener Pianisten zu hören. Mit der Tschechischen Philharmonie und Karl Böhm als Dirigent (unter dessen Leitung Gilels auch mit seiner Tochter Elena Doppelkonzerte gespielt hat) ist er schließlich noch in einem Mitschnitt aus dem Jahr 1971 als Solist zu hören, im 5. Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven, mit dessen Werken Gilels als Interpret ebenfalls Maßstäbe gesetzt hat.

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