Jon Vickersbedeutendste Heldentenor der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aber auf Wagner war er zeit seines Lebens nicht festgelegt. Auch wer ihn nur auf DVD erlebt hat – etwa als Don José an der Seite von Grace Bumbry als Carmen (1967) und als Otello (1973) mit Mirella Freni – beides berühmte Verfilmungen in Regie und musikalischer Leitung von Herbert von Karajan - oder nicht zuletzt im Londoner Mitschnitt von 1981 als Peter Grimes, den er als kleinen Jungen in der Gestalt eines vermeintlich herrisch brutalen Mannes verkörpern konnte,
C 690 074 Lder konnte sehen und hören wie die gewaltige, durchdringende und doch so flexible Stimme und hünenhafte Gestalt des 1926 geborenen Kanadiers eine manchmal fast furchterregende Einheit bilden konnte.
Mit dem Tristan fand Vickers die Rolle seines Lebens, aber er war auch in der legendären Ersteinspielung von Hector Berlioz‘ „Les Troyens“ unter Colin Davis ein großartiger Äneas.
In Bayreuth hat Jon Vickers nur Siegmund (1958) und in einem Festspielsommer Parsifal – jeweils unter Hans Knappertsbusch – gesungen. Im Mitschnitt dieses „Parsifal“ von 1964, erschienen bei Orfeo (C 690 074), erweist sich Vickers nicht zuletzt als ein großer Verwandlungskünstler, der die Verzweiflung nach dem Kuss im zweiten Akt mit existentieller Dringlichkeit und doch sehr differenziert singen, im dritten Akt aber berührend verhalten und weich gestalten konnte.
Am 11. Juli 2015 ist Jon Vickers im Alter von 88 Jahren gestorben.