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September 2016

Julia Varady zum 75. Geburtstag

Julia Varady, die am 1. September 2016 ihren 75. Geburtstag feierte, war eine Ausnahmesängerin in des Wortes umfassender Bedeutung. Julia Varady
Julia Varady
Vom Beginn ihrer Karriere bis zu ihrem Abschied nach 33 Jahren von der Bühne im Jahr 1997, noch keine 56 Jahre alt, hat die gebürtige Ungarin, die zunächst als Mezzosopranistin ausgebildet wurde, in den verschiedensten Partien ihr Publikum fasziniert – mit einem von Anfang an bis zuletzt unverwechselbar feinherb leuchtenden Timbre, das sie über alle Fachgrenzen hinweg von Mozart über Wagner bis Mascagni und Reimann stilistisch perfekt anpassen konnte – und mit einer außergewöhnlichen Bühnenpräsenz.

Bereits 1971 war sie – mit 29 – Vitellia in der später legendären „Titus“-Inszenierung von Jean Pierre-Ponnelle im Cuvilliés-Theater, unvergessen ab 1973 als leidenschaftlich glühende Elvira („Don Giovanni“) und nicht minder intensive Elettra („Idomeneo“, 1975), immer wieder in Verdi-Partien (Traviata, Elisabetta, Aida, Leonora in „Trovatore“ und in der „Forza“, allein in München von 1974 bis in die späten 1980er). Grandios gestaltete sie eine böse flackernde Abigaille in „Nabucco“ – selbst in einer unfreiwillig konzertanten Aufführung – sowie die sanfte Desdemona unter Carlos Kleiber).
Auch das jugendlich-dramatische Fach eroberte sich Julia Varady zu dieser Zeit – mit Wagners Senta, Sieglinde oder Eva – stets unter Wolfgang Sawallisch an der Bayerischen Staatsoper, die neben der Deutschen Oper Berlin ihr Stammhaus werden sollte. Ab 1972 war sie in München Ensemblemitglied, nach 10 Jahren (ab 1962) in Cluj und einigen Jahren in Frankfurt. Auch als Strauss-Sängerin war Julia Varady erfolgreich: Legendär ist die Arabella an der Seite ihres Mannes Dietrich Fischer-Dieskau ab 1977 (ebenfalls in München) und die Cordelia neben Fischer-Dieskau als Lear in der Uraufführung der gleichnamigen Oper von Aribert Reimann im Jahr 1978).
Weil sie perfekt russisch sprechen und singen konnte, war sie für Tschaikowskys Tatjana („Eugen Onegin“ 1977) und Lisa („Pique Dame“ 1984) prädestiniert – wie auch für seine Lieder an der Seite von Aribert Reimann am Flügel. Einige ihrer Münchner Parade-Rollen sind bei Orfeo in Livemitschnitten aus dem Nationaltheater dokumentiert, aber sie hat auch Entlegenes exzellent im Studio eingespielt, so die Titelpartien in Spohrs „Jessonda“ oder Spontinis „Olympie“, und nahm für Orfeo Recitals mit Partien von Verdi, Wagner, Puccini oder Strauss auf.

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