Joseph Keilberth
Foto: Privatarchiv Dr. Thomas Keilberthzwangsläufig
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C 515 993 D ist das Bild, das sich der Nachwelt des am 19. April 1908 geborenen Dirigenten Joseph Keilberth eingeprägt hat, mit dem Schock seines plötzlichen Todes verbunden, nachdem er in einer Tristan-Aufführung am Pult des Münchner Nationaltheaters zusammengebrochen war. In der Folge trug dieses tragische Ereignis, das sich am 20. Juli 2008 zum 40. Mal jährt, auch zur Mythenbildung bei: um eine Arbeitswut bis zur Selbstaufgabe, die gerade bei Wagner aufs Äußerste gesteigert worden sei. Fest steht in der Tat, dass Joseph Keilberth ungeheuer viel geleistet hat. Neben dem Bayerischen Staatsorchester haben vor allem die Bamberger Symphoniker in der Nachkriegszeit von der Musikalität und Sorgfalt des gebürtigen Karlsruhers profitiert, und auch bei den Bayreuther und den Salzburger Festspielen hat er starke Akzente gesetzt. Vieles davon ist bei Orfeo dokumentiert, am dichtesten das Strauss-Repertoire: aus München sind zwei Aufführungen aus der legendären Interimszeit der Bayerischen Staatsoper im Prinzregententheater vertreten: Salome mit Inge Borkh und Hans Hotter und die äußerst seltene Ägyptische Helena mit Leonie.
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C 268 921 BDaneben ist eine Aufführung des Rosenkavalier im wiedereröffneten Nationaltheater akustisch erhalten geblieben – mit der damaligen Hausbesetzung Claire Watson, Hertha Töpper, Erika Köth, Kurt Böhme und dem luxuriösen Kurzauftritt von Fritz Wunderlich als Sänger. Auch in der Arabella vom Salzburger Festspielsommer 1958 erweist sich Keilberth als idealer Strauss-Interpret, der im orchestralen Klangbad schwelgen lässt, doch zugleich die Solisten, hier das Traumpaar Lisa Della Casa und Dietrich Fischer-Dieskau, auf Händen trägt. Eine weitere Rarität aus dem Straussschen Bühnenschaffen unter Keilberth ist die jüngst bei Orfeo erschienene Aufnahme von Intermezzo aus dem Theater an der Wien mit Hanny Steffek und Hermann Prey als Protagonistenpaar.
Bei soviel Strauss sollte aber nicht außer Acht gelassen werden, dass Joseph Keilberth häufig den allzu leicht ins zweite Glied gedrängten Musikdramatikern des frühen 20. Jahrhunderts zu ihrem Bühnenrecht verholfen hat. Als Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper hat er beispielsweise Hans Pfitzners Künstlerdrama Palestrina ebenso in mustergültigen Aufführun-gen geleitet wie, erneut mit Fritz Wunderlich, Die Ausflüge des Herrn Brouček von Leoš Janáček, eine einzigartige Verquickung von Satire und Science-Fiction. Und natürlich sind auch die Spuren, die Joseph Keilberth als Konzertdirigent hinterlassen hat, im ORFEO-Katalog ersichtlich: zweimal als Gastdirigent in der Fremde, bei einer weniger monumentalen als vielmehr kontemplativen 8. Symphonie von Anton Bruckner mit dem Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester sowie in der Begegnung mit dem jungen Friedrich Gulda zu Schumanns Klavierkonzert. In derselben Veröffentlichung mit den Wiener Symphonikern begeistert der (spät-)romantische Überschwang, den Keilberth in Brahms’ 3. Symphonie und Strauss’ „Till Eulenspiegel“ losbrechen lässt. Strenger und klassizistischer muten Keilberths Interpretationen mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks aus seiner Wahlheimat München an, in diesem Fall Brahms’ Zweite in Kombination mit Mozarts g-Moll-Symphonie KV 550 sowie, ein Jahr vor Keilberths Tod aufgenommen, eine Beethoven-Zusammenstellung mit der Siebten und Achten, in denen die kluge und spannungsgeladene Gestaltung der vorangestellten Coriolan-Ouvertüre bis zum Ende durch-gehalten wird.