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August 2006

Léopold Simoneau † 24.8.2006

Die Zauberflöte mit Léopold Simoneau
Die Zauberflöte mit Léopold Simoneau
Foto: ORFEO International
Es gibt Opernpartien, die bei immergleichen stimmtechnischen Schwierigkeiten doch ganz unterschiedlich gemeistert werden können. So ist der Prinz Tamino in Mozarts Zauberflöte nach italienischer Repertoireeinteilung als ein tenore di grazia möglch, aber auch ein jugendlicher Heldentenor oder ein Liedsänger mit dem entsprechenden Volumen sind für die Besetzung denkbar. Wer jdoch den Franco-Kanadier Léopold Simoneau als Tamino erlebt hat oder die Aufnahme von den Salzburger Festspielen 1959 hört (ORFEO C 455972 I), der wird bestätigen, dass die Interpretation von Simoneau einzigartig ist: in der einschmeichelnden Formung beinahe jedes einzelnen Tons, in der Klarheit der Vokale und subtilen Phrasierung. Drei Jahre vorher, im Mozart-Jahr 1956, hatte sich Léopold Simoneau dem Festspielpublikum unter der musikalischen Leitung von Dimitri Mitropoulos als Don Ottavio im Don Giovanni und in der Grande messe des morts von Hector Berlioz (ORFEO C 457971 B) vorgestellt. Er verkörperte in einer Zeit, in der sich die Alte-Musik-Praxis heutiger Tage bestenfalls ankündigte, das Ideal eines Tenors, der den stilistischen Anforderungen zwischen Barock und Klassik gerecht wird. Das kann man auch anhand seines Salzburger Liederabends vom 14. August 1959 nachprüfen (ORFEO C 460971 B), den Simoneau mit Liedern und Arien von Joseph Haydn, Händel und Rameau begann. Bei den Liedern von Henri Duparc und Gabriel Fauré zeigt sich, dass der Sänger auch im französischen Repertoire des 19. und frühen 20. Jahrhunderts eine Klasse für sich war, seitdem er 1947 an der Pariser Opéra comique engagiert war. Seine Eleganz und Meisterschaft in den feinsten Nuancen des tenoralen Gesangs werden schwerlich je zu übertreffen sein.

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