ORFEO International

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Januar 2007

ORFEO 1 CD C 138 851 A

Grace Bumbry zum 70. Geburtstag am 4. Januar 2007

Als sie bei den Bayreuther Festspielen 1961/1962 als „schwarze Venus“ Aufsehen erregte (vor allem aber gesanglich wie darstellerisch brillierte), war die aus St. Louis stammende Grace Bumbry gerade einmal eine Mittzwanzigerin. Die Bestätigung eines derartig frühen Erfolges, mit der sich so mancher Senkrechtstarter unendlich schwer tut, gelang der bis zum heutigen Tag auf dem Konzertpodium aktiven Schülerin Lotte Lehmanns in nicht minder spektakulärer Weise. Nachdem sie 1970 im Royal Opera House, Covent Garden, das Londoner Publikum in der Titelpartie der Salome von Richard Strauss zum Rasen brachte, begann Grace Bumbry, – die als Herbert von Karajans Carmen oder Eboli unter Sir Georg Solti bereits zu den ersten dramatischen Mezzosopranistinnen der 1960er zählte –, sich sukzessive das Sopranfach zu erobern. Grace Bumbry
Grace Bumbry
Foto: Christian Steiner
Dass sie sich weitere zehn Jahre später mit riskanten Partien wie Tosca oder Norma nicht verschlissen hatte, sondern aus dem Vollen schöpfen konnte, belegt das Recital, das sie bei ORFEO mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart unter Stefan Soltesz aufgenommen hat. In diesem Programm sind neben Paradestücken aus Rollen, in denen sie auf der Bühne stand, auch Arien enthalten, deren sängerisch wie gestalterisch packende Gestaltung unabhängig vom dramatischen Zusammenhang seit jeher ein Privileg echter Primadonnen ist. Das gilt beispielsweise für „Depuis le jour“ aus Gustave Charpentiers Louise oder „Ebben? Ne andrò lontana“ aus La Wally von Alfredo Catalani, in denen die Sängerin neben einem makel- und bruchlosen Legato aus dem Pianissimo heraus über die Fähigkeit zur großen dynamischen Steigerung gebieten muss. Vollends in den Bann zieht sie mit ihrem Vortrag, wenn, wie etwa in der berühmten „Pace“-Arie aus Verdis La forza del destino oder dem „Suicidio!“ aus Ponchiellis La Gioconda, der Impetus des im Italienischen als squillo bezeichneten, durchdringenden Höhenstrahls als wesentliche Qualität hinzukommt. Wie sie ihre satte Mittellage trotz des verstärkten Einsatzes als Sopran bewahren konnte, zeigt sich in „Divinités du Styx“ aus Glucks Alceste, die (beinahe wie bei einer Kirsten Flagstad) hochdramatische Züge annimmt. Dass Grace Bumbry außerdem auszugsweise in den selten zu hörenden Opern Le Cid von Massenet und Sapho von Gounod zu glänzen verstand, belegt die unmittelbare Faszination, die immer vom Vortrag dieser Diva ausging. Hoch soll sie leben!

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