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August 2008

Zum 85. Geburtstag von Wolfgang Sawallisch

Eineinhalb Jahrzehnte liegen seine letzten Opernauftritte am Pult des Bayerischen Staatsorchesters zurück; doch nicht nur in seiner Heimatstadt München sind die Erinnerungen an den Dirigenten Wolfgang Sawallisch
Wolfgang Sawallisch
Foto: Sabine Toepffer
Wolfgang Sawallisch, C 516 992 I
C 516 992 I

C 345 953 D
C 345 953 D

C 346 953 D
C 346 953 D

C 463 971 B
C 463 971 B

C 546 001 B
C 546 001 B

C 169 882 H
C 169 882 H

C 514 992 I
C 514 992 I

C 236 901 B
C 236 901 B

C 333 931 B
C 333 931 B
der am 26. August 2008 seinen 85. Geburtstag feiert, präsent wie eh und je. Legendär sind seine Bayreuther Festspieldirigate von Wagners Musikdramen Tristan und Isolde, Der fliegende Holländer, Tannhäuser und Lohengrin zwischen 1957 und 1962, mit denen er sich nach dem Karrierebeginn 1947 in Augsburg und ersten Chefpositionen in Aachen und Wiesbaden rasch unter den großen Maestri etablierte. Mit Wieland Wagner als Regisseur hat er noch in Köln, Anfang der 1960er Jahre, den Ring des Nibelungen erarbeitet. In seiner künstlerischen Direktionszeit an der Bayerischen Staatsoper, wo er bereits 1971 als Generalmusikdirektor angetreten war, brachte er sämtliche Opern von Richard Wagner und Richard Strauss zur Aufführung. Viele davon sind bei Orfeo dokumentiert, so Strauss’ Schweigsame Frau aus der Anfangszeit dieser Münchner Ära mit Reri Grist und Kurt Böhme, vor allem aber Wagners musikdramatisches Frühwerk, Die Feen, Das Liebesverbot und Rienzi, die alle im Wagner-Gedenkjahr 1983 aufgezeichnet worden sind und für die Sawallisch wie gewohnt durchwegs erste Sängerkräfte engagierte - neben den damals bereits arrivierten Stars, z.B. Hermann Prey oder René Kollo, von Sawallisch geförderte junge Entdeckungen wie hier Pamela Coburn, Sabine Hass oder Cheryl Studer.
Sein Opernrepertoire C 062 833 F
C 062 833 F

C 185 891 B
C 185 891 B

C 001 811 A
C 001 811 A

C 524 991 B
C 524 991 B

C 625 042 I
C 625 042 I
beschränkte sich jedoch keineswegs auf deutsche Komponisten: Das belegen zum einen Der Mantel und Gianni Schicchi von Puccini, beide noch in deutscher Sprache, mit Dietrich Fischer-Dieskau und im ersten der Einakter mit Julia Varady als dessen Partnerin. Mit eben diesem Paar hat Wolfgang Sawallisch die Arabella von Richard Strauss eingespielt. Aus dem italienischen Fach beeindruckt zum anderen Gioachino Rossinis Mosè mit Ruggero Raimondi als Protagonisten in einem Premierenmitschnitt, der Wolfgang Sawallisch einmal mehr als klugen Gestalter großer Chorszenen ausweist.
Als hervorragender Pianist war Wolfgang Sawallisch überdies stets ein geschätzter Liedbegleiter von Persönlichkeiten wie Elisabeth Schwarzkopf, Margaret Price – die Konstellation der ersten Orfeo-CD für ein Programm mit Schubert-Liedern –, Dietrich Fischer-Dieskau oder Hermann Prey. Mit beiden Baritonen ist Wolfgang Sawallisch auf CD in Liederabenden aus der Reihe „Salzburger Festspieldokumente“ zu hören, in der auch einer seiner Auftritte als Konzertdirigent mit dem London Symphony Orchestra aus dem Jahr 1973 erschienen ist. Ein weiterer Höhepunkt seiner Auseinandersetzung mit Richard Strauss’ Bühnenschaffen ist die Ariadne auf Naxos, für die er 1982 in Salzburg am Pult der Wiener Philharmoniker stand. Nicht erst nach seiner Amtszeit in München, nunmehr als Chefdirigent des Philadelphia Orchestra (1993–2003), hat sich Wolfgang Sawallisch verstärkt dem Konzertrepertoire zugewandt; ebenso als Ehrendirigent der Wiener Symphoniker, als deren Chef er sich zwischen 1960 und 1970 auch der „leichten Muse“ – nachzuprüfen anhand eines Johann-Strauß-Festkonzertes von 1967 – nicht versagte, hat er noch bis zur Beendigung seiner Dirigentenkarriere 2006 an seine früheren, großartigen Interpretationen symphonischer und sakraler Werke der Romantik angeknüpft. Exemplarisch hierfür ist Ein deutsches Requiem von Johannes Brahms, das er mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks aufgenommen hat. Mit diesem Orchester hat er zudem Raritäten wie Carl Maria von Webers Symphonien und Vor- und Zwischenspiele aus Hans Pfitzners Œuvre erarbeitet. Dass Wolfgang Sawallisch außerdem ein bisweilen unterschätzter Bruckner-Dirigent war, wird an den Aufnahmen deutlich, die mit dem Bayerischen Staatsorchester von den Symphonien 1, 5, 6 und 9 dieses Meisters entstanden sind.
Neben diesen Schwerpunkten im 19. Jahrhunderts hat sich Wolfgang Sawallisch beharrlich für zeitgenössische Werke eingesetzt und Kompositionen von Günter Bialas, Gottfried von Einem, Wilhelm Killmayer, Gerhard Wimberger und Ysang Yun uraufgeführt. Im ORFEO-Katalog findet sich die Uraufführung Media in vita von Herbert Blendinger, die Wolfgang Sawallisch in einem der Akademiekonzerte des Bayerischen Staatsorchesters aus der Taufe hob. Über die Spätromantik hinausweisende Stücke des 20. Jahrhunderts wie Stravinskys Feuervogel, Hindemiths Requiem – beide mit den Wiener Symphonikern – oder Wilhelm Furtwänglers Dritte Symphonie, wiederum mit dem Bayerischen Staatsorchester, sind weitere beredte Zeugnisse von Sawallischs schier unerschöpflicher musikalischer Vielseitigkeit.

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