Fritz Wunderlich
Foto: FayerDer unverkennbare Glanz und Höhenstrahl seiner Stimme und seine mühelose wie geschmackvolle Vortragskunst kannten keine Grenzen. Natürlich war er durch dieses Können prädestiniert dafür, leicht zugängliches Repertoire wie Mozart oder Verdi, ja bisweilen populäre Operettennummern und Canzonetten zu singen. Aber er war eben auch ein gefragter Gestalter barocken Repertoires, das, wenngleich unter anderen stilistischen Voraussetzungen als heute aufgeführt, doch konsequent und sorgsam von Pultgrößen wie Ferdinand Leitner oder Rafael Kubelík an ihn herangetragen und von allen gemeinsam zu großartigen Gesamtinterpretationen geformt wurde. Doch damit nicht genug: Nicht nur als Mitwirkender an mehreren Werner-Egk-Premieren in München und andernorts begeisterte er mit zeitgenössischer Musik. Auch die Janáèek-Aufführung der Oper Die Ausflüge des Herrn Brouèek, die in den späten 50er Jahren als „modern“ galt (und heute viel zu wenig bekannt ist), bereicherte er um ungleich mehr als sein hohes C – das nichtsdestoweniger seinerzeit einen Kassenmagnet für die gewagte Produktion darstellte. Kann man mehr als all das von einem Opern-Star erwarten – in gemeinhin geläufigen Partien zu brillieren (was schwer genug ist) UND den schwerer zu vermittelnden Trouvaillen seinen Stempel aufzudrücken? Der Opern-, Lied- und Oratorien-Sänger Fritz Wunderlich hat dies alles unter einen Hut gebracht. Und vielleicht ist er beispielsweise auch, weil er sich für marginale und nicht unbedingt dankbare, aber dank ihm Furore machende Kurzauftritte (wie etwa in den Opern von Richard Strauss) nicht schonte oder gar zu schade war, unvergessen.