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Oktober 2010

Dmitri Mitropoulous, † 2.11.1960

Zufall oder Schicksal? Dmitri Mitropoulos
Dmitri Mitropoulos
Foto: Archiv der Salzburger Festspiele
Wenngleich er in den Vereinigten Staaten heimisch geworden ist, wird Dimitri Mitropoulos heute vor allem mit einem musikdramatischen Werk in Verbindung gebracht, das ohne die antike Hochkultur seiner Geburtsstadt Athen undenkbar wäre. Allein mit Richard Strauss’ Elektra hat sich Mitropoulos als Operndirigent ein Denkmal gesetzt, das ein wenig seinen Rang auf dem Konzertpodium zu verstellen droht. Dmitri Mitropoulos
Dmitri Mitropoulos
Foto: Archiv der Salzburger Festspiele
Und das, obwohl Dimitri Mitropoulos gerade am Pult der großen symphonischen Klangkörper Europas und von dort aus Amerikas seinen Weltruf als hervorragender Orchestererzieher erwarb. Diesen festigte er vor allem dadurch, dass er zahlreiche Ur- und Erstaufführungen aus der Taufe hob, u.a. aus der Feder von Sergej Prokofjew, Paul Hindemith oder Samuel Barber. Die ersten Aufführungen von Barbers Oper Vanessa, diesseits und jenseits des Atlantiks verdeutlichen exemplarisch den Ausnahmerang von Mitropoulos: da wie dort hielt er den Taktstock in den Händen und gab die Einsätze, sowohl dem Orchester der Metropolitan Opera New York als auch im Rahmen der Salzburger Festspiele den Wiener Philharmonikern. Nicht nur in dieser Produktion standen ihm hervorragende Solisten zur Verfügung. Die eingangs erwähnte Elektra dürfte selten so trefflich besetzt gewesen sein wie im nächsten Salzburger Festspielsommer, 1957. Ebenso illuster ist die Reihe der Instrumentalsolisten, mit denen Mitropoulos in Salzburg musiziert hat: Robert Casadesus, Zino Francescatti, Glenn Gould und Carl Schuricht. Die Erweiterung des Kreises der in Salzburg auftretenden Orchester durch Herbert von Karajan, in dessen Wiener Staatsopern-Direktion Mitropoulos das italienische Repertoire der Routine entriss, brachte es mit sich, dass Mitropoulos dort auch das Concertgebouw Orkest Amsterdam und die Berliner Philharmoniker leitete. Sein letztes Salzburger Dirigat im Jahr 1960 von Gustav Mahlers Symphonie der Tausend mutet, mit ihrem Schlusschor „Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis“ nach Goethes Faust II, wiederum mehr schicksalhaft als zufällig an: wenige Wochen später sollte Mitropoulos, bei der Probe zu einer weiteren Mahler-Aufführung einen tödlichen Herzinfarkt erleiden.

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