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April 2011

Zum 75. Geburtstag von Dieter Klöcker

In einer Zeit, in der sich manche international bekannte Interpreten auf ein überschaubares Repertoire beschränken, nimmt Dieter Klöcker, dem wir herzlich zu seinem 75. Geburtstag gratulieren, die Stellung eines Solitärs ein. Jahrzehnte lang hat er, neben seiner Karriere als Klarinettist auf den großen Konzertpodien dieser Welt, die Musikarchive in großen Städten und in entlegenen Fürstentümern von einst erforscht und dabei so manches ans Tageslicht gefördert, was an herrlicher Bläsermusik sonst audiophilen Menschen wohl auf ewig verloren gegangen wäre. Dieter Klöcker
Dieter Klöcker
Mit dem von ihm in den 60er Jahren gegründeten Consortium Classicum sind so unzählige Aufnahmen in vielfältigen Besetzungen entstanden – vom Quartett bis zu Nonett. Auch die jüngst bei Orfeo veröffentlichte Aufnahme mit Harmoniemusiken nach Opern von Antonio Salieri verdeutlicht, dass es sich lohnt, althergebrachte Urteile über einige Komponisten zu revidieren, deren Ruhm schon im Schallplattenzeitalter verblasst schien. Natürlich hat Dieter Klöcker nicht nur im kammermusikalischen Verbund, sondern auch als virtuoser Solist, konzertierend mit verschiedenen Partnern und Orchestern, immer wieder bewiesen und vor den Mikrophonen dokumentiert, wie sehr es sich lohnt, neben Wolfgang Amadeus Mozart auch einen Leopold Kozeluch, neben Gioachino Rossini einen Saverio Mercadante oder Felix Mendelssohn einen Heinrich Joseph Baermann und seinen Sohn Carl wahrzunehmen. Das Beispiel der beiden letztgenannten Meister der Klarinette schließlich eröffnet, wenn man Dieter Klöckers Aufnahmen und die von ihm gesammelten und ausgebreiteten Hintergrundinformationen zur Kenntnis nimmt, erhellende Einsichten in das Virtuosenzeitalter: Im Falle der Baermanns will nämlich das Klischee der eitlen Zurschaustellung von rasend dargebotenen Tonkaskaden ohne Reflexion und Ausdruckstiefe so rein gar nicht passen. Sie wurden ebenso wie die Komponisten ihrer Zeit als Musiker ersten Grades anerkannt, geschätzt und trugen mitunter entscheidend zur endgültigen Gestalt der aufgeführten Werke bei. Eine ähnliche Künstlerpersönlichkeit wie Dieter Köcker ist im heutigen Musikleben nicht absehbar

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