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Mai 2012

Dietrich Fischer-Dieskau † 18.5.2012

Es ist Dietrich Fischer-Dieskau
Dietrich Fischer-Dieskau
Foto: Archiv Orfeo International Music GmbH
keine Übertreibung, dass die Welt mit dem Tod von Dietrich Fischer-Dieskau um eine ihrer vielseitigsten Künstlerpersönlichkeiten ärmer geworden ist. Dass er als Bariton, vor allem im Liedbereich Maßstäbe gesetzt hat, ist hinlänglich bekannt, im Grunde aber nur eine Facette bis zuletzt schier unerschöpflicher Schaffenskraft. Allein in den letzten fünf Jahren hat er als Buchautor mit Veröffentlichungen über Goethe, Brahms und Furtwängler eineinhalb Jahrhunderte deutscher Kulturgeschichte in einer Art und Weise durchmessen, wie es mancher rein akademischen Karriere zur Ehre gereichen würde. Dietrich Fischer-Dieskau
Dietrich Fischer-Dieskau
Foto: Archiv Orfel International Music GmbH
Auch als Dirigent hat er, manchen skeptischen Vorurteilen zum Trotz, am Pult vieler erstklassiger Orchester reüssiert. Sogar bei „Nebentätigkeiten“ wie als Lehrer, Rezitator oder Maler stand eine Eigenschaft immer unzweifelhaft im Vordergrund: ein waches und kritisches Kunstbewusstsein, das in den mehr als sechs Jahrzehnten, die Dietrich Fischer-Dieskau als „Kulturschaffender“ aktiv gewesen ist, ungetrübt blieb und in seiner Unbestechlichkeit nie abstumpfte. Sicherlich gab es Experimente, die nicht vollständig aufgingen, Repertoire-Erkundungen, die Annäherungsversuche blieben. Gleichwohl: Wer außer ihm hätte jemals – und in dieser Qualität – eine so breite und tiefschürfende Liedauswahl allein bei den Salzburger Festspielen gesungen? Wie viele außer ihm schaffen es, mit Partien wie Wolfram von Eschenbach auf Bayreuths Grünem Hügel jedem Vergleich mit der Vergangenheit (und darüber hinaus) Stand zu halten und genauso in zeitgenössischen Bühnenwerken, wie seinerzeit als Franz von Assisi in Messiaens Mammutwerk, dem Neuen offen und souverän zu begegnen? Wie wenige erkennen und bewerkstelligen so gut wie er, dass (technisch fundierte) Naturgaben wie ein markantes, weiches Timbre und (mit der künstlerischen Erfahrung wachsende) Gestaltungskraft beharrlich miteinander abzugleichen und auszubalancieren sind, um eine lange Karriere zu gewährleisten? Bei Dietrich Fischer-Dieskau hat der heutzutage über Gebühr strapazierte Begriff der „Ausnahmeerscheinung“ in all diesen Punkten seine Berechtigung. Nachdem eine Ära traurig zu Ende gegangen ist, war und bleibt es für Orfeo ein Privileg, so viele Projekte und Reihen mit Dietrich Fischer-Dieskau realisiert haben zu können, die ohne seine Mitwirkung kaum vorstellbar gewesen wären. Der Abschied von ihm fällt in jeder Hinsicht schwer.

Diskoraphie bei ORFEO International

Lied

Opera

Cantatas/concert arias

Christmas

D. Fischer-Dieskau conducting

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