Foto: BundesarchivEs sind außerdem die zahlreichen Opern- und Konzert-Mitschnitte aus Salzburg und Wien unter Karl Böhm – als jüngste Neuveröffentlichungen Ariadne auf Naxos oder Elektra aus der Wiener Staatsoper –, die einen (im eigentlichen Wortsinn) authentischen Eindruck vermitteln, welche Spielkultur Strauss selbst für seine Bühnen- und Orchesterwerke favorisiert hat und auf der ein Klangmagier wie Dimitri Mitropoulos aufbauen konnte. Heutige Interpreten zeigen, wie sich die Vorstellungen von Strauss’ raffinierter Instrumentation und das Verständnis für die ungebrochene Modernität seiner Harmonik bis in die Gegenwart gewandelt hat: Bei Orfeo ist es derzeit Andris Nelsons mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra, der in den Tondichtungen von Strauss hellsichtig und virtuos jenen Weg nachzeichnet, den der junge Strauss zwischen den Anhängern von Brahms auf der einen oder Wagner auf der anderen Seite beschritt – und mit Werken wie Also sprach Zarathustra oder Eine Alpensinfonie krönte, während er sich zeitgleich seinen Ruf als führender deutscher Musikdramatiker des frühen 20. Jahrhunderts erarbeitete. Dafür, dass er dies letztlich bis zu dessen Ende blieb, garantierten besonders die Dirigentengenerationen „zwischen“ den bereits genannten: neben Carlos Kleiber mit seinem legendären Rosenkavalier etwa Joseph Keilberth und Rudolf Kempe, die nicht nur die Haupt-Werke pflegten, sondern auch selten gespielte wie Feuersnot, Intermezzo oder Die ägyptische Helena leiteten. Oder Wolfgang Sawallisch, der sämtliche Opern von Strauss in München dirigierte und bei Orfeo sogar einer Rarität wie der Symphonie für Bläser aufnahm. Bei allen großen Dirigentennamen (und trotz mancher dankbaren Bariton- und Bassrolle) sind noch die Sängerinnen anzusprechen, ohne die und die ohne Strauss-Partien und -Lieder undenkbar wären und von denen mit Lisa Della Casa, Elisabeth Schwarzkopf, Leonie Rysanek, Lucia Popp, Christa Ludwig, Brigitte Fassbaender, Edita Gruberova, Anne Schwanewilms oder Adrianne Pieczonka hier nur ein paar genannt werden können.