ORFEO International – Pressetexte

Wichtige Veröffentlichungen kurz vorgestellt

Juli 2006

ORFEO 3 CD C 691 063 D

Lohengrin – der Gipfel der Romantik
Beglückende Schönheit des Gesanges


Es ist bekannt, dass Richard Wagners Gesangsideal maßgeblich am Belcanto orientiert war, mag er noch so oft gegen die italienische Oper polemisiert haben. Im Lohengrin hängt das Gelingen einer Aufführung besonders davon ab, inwieweit der Protagonist heldischen Glanz mit belcantesker Kultiviertheit zu verschmelzen vermag. Hierin gilt Sándor Kónya unter Kennern als schwer überbietbar, da der ungarische Tenor wie kaum ein zweiter ein edles Timbre, die strahlende Höhe, elegante Schlichtheit der Phrasierung und feinste dynamische Abstufungen in die Waagschale werfen konnte. Dass er überdies in der Erscheinung und Darstellung ein traumhafter Schwanenritter war, davon zeugen leider nur noch Fotografien wie die der Produktion Wieland Wagners auf dem Grünen Hügel, die 1959 in ihre zweite Saison ging und nun als Livemitschnitt von den Bayreuther Festspielen bei ORFEO erschienen ist.

Kónyas Partner sind nicht minder hochklassig: Mit Elisabeth Grümmer als Elsa und Franz Crass als König Heinrich sind zwei weitere Interpreten hören, die exemplarisch Textverständlichkeit und eine schöne Gesangslinie miteinander in Einklang bringen konnten, eine in späteren Jahren immer schmerzlicher vermisste Qualität. Das dämonische Paar Ortrud und Telramund bietet in der Besetzung mit Rita Gorr und Ernest Blanc den denkbar reizvollsten Gegenpol zu diesen Lichtgestalten: Beide entstammen nicht dem schweren deutschen Charakterfach, sondern sie tragen die dunklen Klangfarben auf der Basis ihrer natürlichen, gedeckten Vokale aus der französischsprachigen Gesangsschule auf. Eine Luxusbesetzung für den Heerrufer ist der junge Eberhard Waechter und in einer ausgesprochenen Choroper, wie sie Lohengrin darstellt, wird die Wiedergabe durch den Bayreuther Festspielchor in der Einstudierung seines legendären Leiters Wilhelm Pitz zu einem besonderen Hörgenuss. Am Dirigentenpult waltet mit Lovro von Matačić ein Bayreuth-Debütant, der im selben Jahr an der Mailänder Scala und an der Wiener Staatsoper seinen Einstand gab und in der Folge Dutzende von Vorstellungen, vor allem im italienischen Repertoire, zum Erfolg geführt hat. Sein Lohengrin sprüht dementsprechend geradezu vor Brio und Italianità: eine Aufführung von bemerkenswerter Geschlossenheit, als Mitschnitt einst unter Sammlern viel begehrt, nun endlich wie in allen ORFEO-Festspielaufnahmen in optimaler Klangqualität erstmals offiziell greifbar.

Das Beiheft wie in den bisherigen Bayreuther Veröffentlichungen mit einem Text von Bayreuths Pressesprecher Peter Emmerich und zahlreichen Abbildungen auch eine Dokumentation der kulinarischen Optik der Produktion.

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