ORFEO International – Pressetexte

Wichtige Veröffentlichungen kurz vorgestellt

Februar 2006

ORFEO 1 CD C 663 061 A

Welche Umstände müssen zusammentreffen, welche Begabung, welch sturer Wille, welch Zufall auch, dass einer wie Aribert Reimann es bis zum Äußersten bringt in seinen Möglichkeiten? Dieser Frage nachzugehen, hat angesichts des Lebenswerkes von Aribert Reimann durchaus ihre Berechtigung.

Bei ORFEO ist Aribert Reimann nicht nur als einfühlsamer und langjähriger Liedbegleiter von Dietrich Fischer-Dieskau und als Komponist vertreten, sondern auch als Herausgeber der edition zeitgenössisches Lied Maßstab setzend.

Die Wiederveröffentlichung der frühen Liedzyklen Aribert Reimanns, aufgenommen zwischen 1968 und 1981 in Berlin, liefert zunächst eine Antwort auf die hypothetische Frage, ob und wie sich seit der Nachkriegszeit nicht nur Gedichte schreiben, sondern überdies vertonen lassen. Es wird, nicht zuletzt als Folge der unterschiedlichen lyrischen Vorlagen, an Aribert Reimanns Liedern exemplarisch deutlich, wie die musikalische Form des Liedes immer wieder nach eigenen Gesetzen neu erfunden und variiert wird; sie nimmt zwar Impulse aus verschiedenen Schulen wie der Seriellen Musik auf, aber ihre selbstgesetzten Regeln werden aus den Notwendigkeiten der musikalischen Geschlossenheit heraus immer wieder durchbrochen und mit dem größtmöglichen Gewinn an Expressivität erweitert. Aribert Reimann
Aribert Reimann
Aribert Reimann, der am 4. März 2006 seinen 70. Geburtstag feierte, hat sowohl mit den Nachtstücken nach Texten von Joseph von Eichendorff als auch mit den Vertonungen modernern Lyrik von Paul Celan und Sylvia Plath bewiesen, dass die Vitalität der Gattung Lied gerade auf Textvorlagen unterschiedlicher Epochen beruht, musikalische Zeitgenossenschaft nicht notwendigerweise literarische Gleichzeitigkeit erfordert. Bereits frühere Veröffentlichungen der edition zeitgenössisches lied haben darauf aufmerksam gemacht. Man denke nur an die Lieder von Hanns Eisler nach Texten von Matthias Claudius, Friedrich Hölderlin oder Christian Morgenstern, an Wolfgang Fortners Shakespeare-Songs sowie Hermann Reutters Chamber Music nach James Joyce, die ebenso wie die Six Poems by Sylvia Platz in Reimanns Vertonung das Interesse deutschsprachiger Komponisten am englischen Idiom widerspiegeln. Die gleichberechtigte Zusammenarbeit der Interpreten, Sänger und Begleiter, ist Grundvoraussetzung für den Liedgesang, nicht nur im Falle Reimanns, der die edition zeitgenössisches lied bestimmt und trägt. Aribert Reimann hat sie auch am Klavier maßgeblich mit gestaltet, ebenso wie Axel Bauni. Eine enorme stilistische Flexibilität zeichnet alle Sängerinnen und Sänger ganz unterschiedlicher Generationen aus, die ihr Können bisher in den Dienst der Reihe gestellt haben. Stellvertretend seien Catherine Gayer, Ernst Haefliger oder Barry McDaniel genannt, die mit Aribert Reimann selbst am Klavier auf der neuen CD zu hören sind, sowie Juliane Banse, Christine Schäfer, Stella Doufexis, Doris Soffel, Christoph Prégardien, Dietrich Henschel, Thomas Quasthoff oder Dietrich Fischer-Dieskau in vorangegangenen Veröffentlichungen.

nach oben