C 776 082 BDer Abend, an dem Marjana Lipovšek zudem mit Elisabeth Leonskaja eine in Musikalität und Gestaltungsmöglichkeiten gleichwertige Partnerin am Flügel hatte, begann mit Schubert-Liedern nach Goethe. In schönster Schlichtheit glückten die Mignon-Lieder, gefolgt von einem Abschnitt mit Liedern von Johannes Brahms, den zwei Gesängen op. 91. Hier ergänzte Thomas Riebl mit warmem Bratschenklang zum vorgegebenen Trio. Das Duo Lipovšek-Leonskaja setzte temperamentvoll mit Brahms’ Zigeunerliedern fort. Ebenso mühelos und spielerisch gelang es Marjana Lipovšek, ihre von der Opernbühne bekannte Wandlungsfähigkeit und intensive Rollengestaltung auf die folgenden Lieder zu übertragen: Im zweiten Programmteil versetzte die Sängerin den Zuhörer mit naiv eingefärbtem Ton - und in deutscher Sprache - direkt in Modest Mussorgskys Kinderstube, während sie für eine Liederauswahl von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky die russische Originalsprache wählte, und für deren vornehmlich melancholische Grundstimmung Elisabeth Leonskaja ein Maximum an Anschlagskultur und Klangschattierungen bot. Den Zugabenteil, nach der Nacht von Richard Strauss, einem weiteren Brahms-Lied und der Adaption eines slowenischen Volksliedes vom Vater der Sängerin, Marijan Lipovšek, beschloss Franz Schuberts Seligkeit nach Hölty - eine passende Zustandsbeschreibung für die Atmosphäre, die sich zwischen den Künstlern und dem Publikum an diesem Abend aufgebaut hat. Sie überträgt sich auch im Live-Mitschnitt des Konzerts, zu dessen Lebendigkeit auch die mit enthaltenen Ansagen Marjana Lipovšeks zu den Encores beitragen.