C 773 084 LBeim Eröffnungskonzert war es traditionsgemäß denn auch das Spitzenorchester aus der Donaumetropole, das unter Karajan Bruckners 8. Symphonie aufführte – vielleicht etwas „erdiger“, weniger weltentrückt als in anderen Aufführungen. Besonders die selbstbewusst und kräftig aufgetragenen Klangfarben der Streicher und Bläser ermöglichten gleichwohl größte, durch den Anlass gebotene Feierlichkeit. Ihren gemeinsamen, virtuosen wie temperamentvollen Mozart-Stil präsentierten die Berliner Philharmoniker und ihr Chefdirigent Karajan einen Tag später mit der „Haffner“- und der „Jupiter“-Symphonie, wie auch dem Klavierkonzert KV 467 mit Géza Anda als Solisten. Ihren zweiten Auftritt mit Karajan, ebenfalls im als Aufführungsort heute kaum mehr vorstellbaren Mozarteum, bestritten die Berliner Philharmoniker mit einem rein zeitgenössischen Programm: Der Uraufführung der Sinfonia parabolica von Theodor Berger – einem Schüler von Franz Schmidt und Erich Wolfgang Korngold – folgten Werke von Gottfried von Einem und die mit Mut zum Pathos interpretierte 3. Symphonie „Liturgique“ von Arthur Honegger. Mit diesem „Bekenntniswerk“ hatte Karajan geradezu einen Bogen zum dazwischen liegenden Konzert mit den Wiener Philharmonikern gespannt – mit Brahms’ Deutschem Requiem in der Felsenreitschule. Neben dem Wiener Singverein, auf den Karajan auch in den folgenden Jahrzehnten für die großen Werke der Chorliteratur immer wieder zurückgreifen sollte, waren als Solisten Lisa Della Casa und Dietrich Fischer-Dieskau zu hören: eine vielleicht erst mit der Distanz eines halben Jahrhunderts in ihrer Einmaligkeit zu würdigende Sternstunde.