C 772 082 IIn beiden Fällen stand Karajan nicht nur am Dirigentenpult, sondern führte auch selbst Regie. Während er für letztere Tätigkeit teilweise heftige Kritik einstecken musste, war die Begeisterung für seine Qualitäten als Operndirigent einhellig. Und nur auf diese kommt es an, hört man sich die Mitschnitte der beiden Premieren von 1957 an. Der Falstaff sprüht vor italienischem Brio und Temperament, was auch der aus Mailand importierten Sängerbesetzung zu verdanken ist; allen voran Tito Gobbi als Titelheld, der bei aller Komödiantik und der Heruntergekommenheit des Sir John noch reichlich Noblesse verströmt. Außerdem ist mit Elisabeth Schwarzkopf, Anna Moffo, Rolando Panerai und Luigi Alva ein aus dem Plattenstudio bestens bekanntes Ensemble versammelt, während die Mrs. Quickly hier von Giulietta Simionato mit dem Brustton der humorvollen Überzeugung ausgestattet wird.
Im Fidelio,
C 771 082 Ider in der Felsenreitschule noch auf CD hörbar oratorische Qualitäten entfaltete, hatte Karajan bei der Wahl seines Ensembles ebenfalls durchweg Sorgfalt walten lassen. Christel Goltz bewältigte als Leonore die immensen Anforderungen an Dramatik, Beweglichkeit und Ausdruck, Giuseppe Zampieri verband als Florestan den Schmerzenston mit italienischer Kantilene. Rollen-Routiniers ohne Abnutzungserscheinungen traten mit Paul Schöffler als Erzbösewicht Pizarro und Otto Edelmann als Rocco in Erscheinung, dem häufig allzu buffonesk zu hörenden zweiten Paar verliehen Sena Jurinac und Waldemar Kmentt Gewicht. In beiden Opern stellten der Wiener Staatsopernchor und die Wiener Philharmoniker ihren Ausnahmerang unter Beweis, zwei so unterschiedliche Werke innerhalb weniger Tage mit dem größtmöglichen dramatischen Feuer, aber auch der nötigen Differenzierung in der Idiomatik aufzuführen.