C 734 082 IDer Abend wird vom Dirigenten des Neujahrskonzerts 2008, Georges Prêtre, geleitet, der hier bereits über die Dynastie der Wiener Walzer-Fürsten hinaus souverän seine „Strauss-Tauglichkeit“ demonstriert. Es versteht sich beinahe von selbst, dass neben Lisa Della Casa durchwegs gleichrangige Partner engagiert worden und zu hören sind. Dass der Gräfin die Wahl zwischen Poesie und Musik so schwer fällt, wird verständlich, wenn die Repräsentanten der jeweiligen Kunstform Waldemar Kmentt und Walter Berry heißen. Die Sänger, die beide in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den prägenden Bühnenpersönlichkeiten des Hauses am Ring zählen, verfügen über die markante vokale Statur und Leidenschaftlichkeit im Werben um die Dame ihres Herzens. Berry macht erwartungsgemäß auch als Rezitator jenes Sonetts, das in der Oper mehrere Metamorphosen durchläuft, eine gute Figur. Darin ihm gleich tut es der amerikanische Bariton Robert Kerns, den Herbert von Karajan zwei Jahre vor diesem Capriccio an der Wiener Staatsoper engagiert hatte und der dort bis zu seinem Tod im Alter von 55 Jahren (1988) zu erleben war. Als Graf lässt er seinen ganzen Charme spielen, um die stattliche Clairon von Christa Ludwig zu erobern. Noch häufiger als seine beide Kollegen des Bassschlüssels im Fach des Heldenbaritons verpflichtet war Otto Wiener, der unter diesen Voraussetzungen dem Theaterdirektor La Roche und seiner großen Ansprache die nötige Autorität verleiht. Zu guter Letzt sei noch das schwer zu überbietende „italienische Sängerpaar“ genannt: Die junge Lucia Popp und Fritz Wunderlich machen die witzige Parodie auf den italienischen Belcanto zu einem ernst zu nehmenden Höhepunkt und Musterbeispiel dieses Gesangsstils.