ORFEO International – Pressetexte

Wichtige Veröffentlichungen kurz vorgestellt

Januar 2011

ORFEO 2 CD C 683 102 I

Anton Dermota

Gibt es ein solches Phänomen heute noch und wenn ja, wo? Der in Slowenien gebürtige Tenor Anton Dermota war nicht nur gut ein halbes Jahrhundert Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, sondern auch ein weltweit, von Mailand bis Buenos Aires gefeierter Meister des Bühnen- und Konzertgesangs. Überdies war er sich an seinem Wiener Stammhaus, selbst in seiner Glanzzeit nicht zu schade, neben seinen Paraderollen wie Tamino in Mozarts Zauberflöte auch kürzere, nicht immer dankbare Partien zu übernehmen. Die neue Edition seiner Auftritte an der Wiener Staatsoper macht dies deutlich. C 683 102 I
C 683 102 I
Da steht am Anfang und am Ende selbstverständlich besagter Tamino, zum einen aus der frühen Nachkriegszeit unter Karl Böhm, zum anderen in einem Ausschnitt aus jener Vorstellungsserie, in der Dermota 1981 unter Thomas Sanderling seinen Bühnenabschied nahm – im Alter von 71 Jahren! Auch Dermotas Interpretationen von Ferrando in Così fan tutte und Don Ottavio in Don Giovanni dürfen auf der neuen Doppel-CD selbstverständlich nicht fehlen. Anton Dermota
Anton Dermota
Foto: Foto Fayer
Reizvoll ist die Gegenüberstellung von Partien, die auch Spieltenöre singen, wie David in den Meistersingern und Jaquino in Fidelio, mit Ausflügen ins jugendlich-heldische Fach, wie sie Anton Dermota beispielsweise mit dem Florestan in letztgenannter Beethoven-Oper unternahm. Seine heiklen, aber souverän gemeisterten Kurzauftritte in Richard-Strauss-Opern, als Sänger im Rosenkavalier und Matteo in Arabella, sind ebenso vertreten wie der Flamand in einem legendären Capriccio-Ensemble, das Elisabeth Schwarzkopf angeführt hat. Mit ebenfalls großartigen, ganz unterschiedlichen Partnern als Protagonist in Tschaikowskys Eugen Onegin hat sich Anton Dermota als Lenski duelliert, so vor den Radiomikrofonen mit George London und Dietrich Fischer-Dieskau, bis er in den 70er Jahren den burlesken Auftritt als Monsieur Triquet zu einer feinen Charakterstudie aufwertete. Gleiches gilt für den (von Inge Borkhs Katerina) betrogenen und grausam ermordeten Ehemann in Schostakowitsch Zweitfassung der Lady Macbeth von Mzensk, während der Titelheld von Hans Pfitzners Palestrina Anton Dermota reichlich Gelegenheit bot, die Summe aus seiner langen Erfahrung zu ziehen. Wie vielen Tenören ist dergleichen vergönnt?

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