Konstantin Lifschitz
Foto: Felix BroedeUnd für welche Besetzung ist die Kunst der Fuge überhaupt gedacht – für ein/mehrere Tastinstrument/e oder gar (wo sie doch als Partitur niedergeschrieben ist) ein ganzes Kammermusik-Ensemble?
C 802 102 ANachdem Konstantin Lifschitz mit der Weltersteinspielung eines (noch späteren) Spätwerkes, des Musikalischen Opfers (C 676 071), in (seiner eigenen) reinen Klavierfassung Aufsehen erregt hat, empfindet er umgekehrt die Kunst der Fuge „nicht als reines Tastatur-Werk (obwohl es sich hervorragend mit den Tasten wiedergeben lässt). Ich kann sie eben nur auf Tastatur, und zwar am geschicktesten auf einer Klaviertastatur, aufführen.“ Heute ein weltweit vor allem (aber bei weitem nicht nur) für seinen Bach gefeierten Pianist, hat er in seiner Studienzeit sporadisch die eine oder andere Fuge einzeln oder paarweise vorgetragen; in dieser Zeit stand Die Kunst der Fuge aber nie als integrales Stück (das sie für ihn ist) auf einem Programm, geschweige denn für Klavier solo. Jetzt liegt sie endlich als Gesamtaufnahme auf CD vor, wobei sich Lifschitz auch den vor einiger Zeit zweihändig für unspielbar gehaltenen – von Bach für zwei Spieler gedachten – Spiegelfugen stellt, sowie mithilfe des multitracking-Aufnahmeverfahrens auch die von Bach ausdrücklich für 2 Spieler vorgesehene vierstimmige Fassung der dreistimmigen Spiegelfuge realisiert. Den „Canon per Augmentationem in Contrariu Motu“ bietet er zusätzlich in einer früheren Fassung. Den Abschluss macht nach der Tradition des Erstdrucks die Umarbeitung des Chorals „Wenn wir in höchsten Nöten sein“ BWV 668a; so, wie sie Bach nach Überlieferung aus dem engsten Kreis der Hinterbliebenen in seinen letzten Tagen diktiert haben soll. Zwar kann sich Konstantin Lifschitz bei einem so „einmalig offenen“ Œuvre wie der Kunst der Fuge eine einzige, Maßstab setzende Interpretation nicht vorstellen. Wer Lifschitz’ neue Einspielung des Zyklus hört, dürfte ihm aber umgehend einen der vorderen Plätze in der Anwartschaft darauf reservieren.
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