ORFEO International – Pressetexte

Wichtige Veröffentlichungen kurz vorgestellt

Juli 2010

ORFEO 3 CD C 805 103 D

Charles Gounod: Faust

Die Wiener Staatsoper zählt – zumal in der sich ihrem Ende entgegenneigenden Ära Ioan Holender – zu den letzten Opernhäusern der Welt, an denen das Wort „Repertoirepflege“ groß geschrieben wird. So bedeutet der Verlust an Premierenspannung in Folge-Vorstellungen keinerlei Qualitätsverlust, im Gegenteil: häufig ergeben sich durch Umbesetzungen und weniger aufgeheizte Atmosphäre im Publikum sogar beachtliche Steigerungen. C 805 103 D
C 805 103 D
So wurde Gounods Faust im Jahr 2009 gerade nach der Premierenserie zu einem Ereignis, einem regelrechten Sängerfest, das zugleich stilistisch und idiomatisch unanfechtbar vom Dirigenten Bertrand de Billy am Pult des Orchesters der Wiener Staatsoper zum triumphalen Publikumserfolg geführt wurde. Das für Wien neue Protagonisten-Paar Piotr Beczala als Faust und Soile Isokoski als Marguerite stellt auch in der klanglichen Aufzeichnung einen echten Glücksfall dar, was stimmlichen Glanz, gepaart mit Noblesse und differenzierter Gestaltung anbelangt. Gounod: Faust - CD-Präsentation in der Wiener Staatsoper
Gounod: Faust - CD-Präsentation in der Wiener Staatsoper
Foto: Wiener Staatsoper GmbH/Axel Zeininger
Der polnische Tenor bestätigt seinen Ruf als flexibler Belcantist und „Ritter vom hohen C“ ebenso, wie die finnische Sopranistin an der Wiener Staatsoper (wo sie als Titelheldin in Halévys La Juive bereits gefeiert wurde) mit fein gesponnener Gesangslinie und schier unbegrenzten Nuancen beweist, dass nicht nur Mozart und Strauss ihre Domänen sind. Ebenfalls kein Geheimnis ist, dass der bassgewaltige Kwangchul Youn nicht nur als Wagner’scher Riese, sondern auch als Bühnenteufel mit schöner Regelmäßigkeit zu gigantischer Form aufläuft. Und mit Michaela Selinger und Adrian Eröd als Siebel und Valentin wird dokumentiert, dass unter Ioan Holender zwei Jahrzehnte lang auch die Entdeckung junger (häufig eben auch einheimischer) Talente eine Selbstverständlichkeit (freilich kein Selbstläufer) gewesen ist. Wie sie an kleinere, aber überaus wichtige Rollen herangeführt werden, um dann profiliert zuwerke zu gehen – das ist hier ebenfalls fesselnd nachzuhören. Und mit dem punktgenauen Chor der Wiener Staatsoper möchte man gerne in den Auferstehungsgesang am Ende einstimmen: da behaupte keiner, das Repertoiretheater sei gerichtet – nein, es ist gerettet.

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