C 787 102 IDie starken Kontraste zwischen lyrisch-zarten und derb-komischen Elementen der Partitur kostet der Maestro mit dem Bayerischen Staatsorchester genüsslich aus. Die verschiedenen stilistischen Vorbilder des am 9. Juni vor 200 Jahren geborenen Nicolai kommen voll zur Geltung, etwa Mendelssohn (von dessen Lehrer Zelter auch Nicolai unterwiesen wurde) und die italienische Oper, mit der sich Nicolai vor allem als Organist in Rom vertraut machen konnte. An der Bayerischen Staatsoper waren Die lustigen Weiber von Windsor 1957, im Jahr der Premiere unter Knappertsbusch, vor allem ein Stück großen Ensembletheaters: am prominentesten besetzt das Ehepaar Fluth (bei Shakespeare Ford) mit Annelies Kupper – Münchens lyrischem Sopran der Epoche, von Mozarts Gräfin über Verdis Desdemona bis hin zu Wagners Elsa – und Karl Schmitt-Walter, dem vielleicht vielseitigsten Bariton seiner Generation, auf der Opernbühne gleichermaßen wie auf dem Konzertpodium. Mit Max Proebstl ist in der Rolle des Falstaff genau jener Sängertypus des Fest-Engagierten zu hören, der das (Reise-)Starwesen bisweilen zwiespältig erscheinen lässt: eine derartig profunde Bassstimme mit der gestalterischen Begabung für das Buffo-Fach wäre schließlich für jedes Haus eine Zierde der alltäglichen Repertoirepflege. Und auch das „zweite“ Bühnenehepaar weist mit Lilian Benningsen und Kieth Engen auf die Güte eines stehenden Theaterbetriebes hin, innerhalb dessen die Besetzung altenglischer Bürgersleute jeweils von Rollen-Erfahrungen mit Prinzessin Eboli oder König Heinrich profitiert. Als Nebenbuhler um die Hand der (von Liselotte Fölser pamina-anmutig gesungenen) Anna brillieren mit Richard Holm als Fenton und Paul Kuën als Junker Spärlich gleich zwei brillante Tenöre, die ebenso wie der Chor der Bayerischen Staatsoper durchgehend für die wichtigsten Ingredienzien zu einem Stück wie diesem (auch ohne optische Seite) garantieren: Spielwitz und Spielfreude.