C 760 091 AAuch in der Spielzeit 2009/10, die mit gemeinsamen Tannhäuser-Vorstellungen beider in Berlin begonnen hat, steht wieder (aber nicht nur) viel Wagner im Terminkalender der zwei gefragten Gaststars vieler erster Häuser. Auch im Lohengrin ist Schnitzer wieder als Elsa, Seiffert als Titelheld zu erleben. Aus allen drei der nun genannten Werke Wagners singen die beiden Ausschnitte auf der bei ORFEO neu erschienenen CD mit dem Münchner Rundfunkorchester und seinem Chefdirigenten Ulf Schirmer. Die langjährige Beschäftigung beider mit ihren Rollen und die vielen gemeinsamen Auftritte sind den großen Solo- und Duoszenen durchgehend anzuhören. Wortverständlich und schön phrasiert ist Wagner hier so kantabel wie selten zu hören – vielleicht auch, weil Schnitzer und Seiffert ihre Karriere ohne Hast aufgebaut und sich erst als Mozartsänger bewährt haben, bevor sie sich Wagners Dramatik stellten. So wird der vom Komponisten selbst gewünschte Sprachgesang auf Linie und mit Melodie gewahrt und der verrufene Sprechgesang vermieden. Elsas Traum, das Brautgemach oder die Gralserzählung Lohengrins wird man zudem selten mit solchen Nuancen und feinen Lyrismen vernehmen, während die Hallenarie der Elisabeth aus Tannhäuser ebenso wie das folgende Duett mit jubelnden Höhen gekrönt wird und Tannhäusers Romerzählung Zerrissenheit und Trotz effektvoll, doch nie effekthascherisch zum Ausdruck kommt. Die große Szene des inzestiösen Zwillingspaares aus der Walküre wird zum würdigen Abschluss dieses Wagner-Recitals, zu dessen Gelingen auch Dirigent und Orchester weniger klanggewaltig als vor allem klangschön beitragen.