C 597 091 BDie privat aufgenommenen, vom damaligen Toningenieur der Wiener Staatsoper Hermann May ausgesteuerten Aufnahmen sind nun auf CD verfügbar, dank sorgfältiger Restauration im Wiener Tonstudio Eichinger in Zusammenarbeit mit Gottfried Kraus. Vom klanglichen Ergebnis begeistert sein wird nicht nur, wer sich für Josef Krips’ legendäre Fähigkeiten bei der sorgsamen Einarbeitung von Sänger(inne)n in ihre Partien interessiert, die spätestens seit der Mozart-Pflege an der Wiener Staatsoper nach dem Zweiten Weltkrieg zum Vorbild für nachfolgende Generationen geworden ist. Mag man heute Schubert- oder Schumann-Lieder gemeinhin mit weniger Rubato und (im Falle von Hilde Konetzni) ohne das zeittypische Portamento singen, so gefallen und berühren die Interpretationen aller Lieder doch durch die Wärme und Unmittelbarkeit des gemeinsamen Musizierens, die auch bei weniger bekannten Komponisten wie Robert Franz oder Joseph Marx festzustellen sind. Und obwohl die Stimme von Konetzni überaus ausladend im Timbre ist, bleibt genügend Raum für pointierte Verspieltheit, etwa bei Hugo Wolf oder bei Richard Strauss. Die Zigeunermelodien von Antonín Dvorák schließlich sind Höhe- und Schlusspunkt eines Ton-Dokumentes, nicht nur für die epochentypische Liedinterpretation oder das Schaffen zweier Künstlerpersönlichkeiten, sondern auch für eine Freundschaft, die sich gegenüber den eingangs erwähnten Widrigkeiten behauptete und die in der häufigen Zusammenarbeit Hilde Konetznis mit Josef Krips als Dirigent, im Wiener Opernleben der frühen Nachkriegszeit, eine glanzvolle Fortsetzung – in aller Öffentlichkeit – erlebte.