ORFEO CD C 730 071 BVarady hat erst verhältnismäßig spät in ihrer Karriere, 1993, ihren Einstand an der Wiener Staatsoper gegeben – mit einer stürmisch bejubelten Senta in Wagners Fliegendem Holländer, bei der sie alle ihre Stärken ausspielen konnte: die makellose Stimmführung, gepaart mit einem untrüglichen dramatischen Instinkt und Charakter. Der Begeisterung und Verehrung des dortigen Publikums war das späte Debüt keineswegs abträglich, im Gegenteil: Wie überall, wo sie auftrat, ist Julia Varady im Gedächtnis des Publikums haften geblieben, trotz ihres allzu frühen Rücktritts von der Opernbühne, der drei Jahre nach diesem ersten Wiener Auftritt erfolgte. Alle Rollen, die Julia Varady in Wien verkörpert hat, sind in Ausschnitten dokumentiert:
Julia Varady als Desdemona
Foto: Wiener Staatsoper/Axel Zeiningerneben besagter Senta ihre Verdi-Glanzpartien Aida mit Franz Grundheber und Marjana Lipovšek im Duett, die Leonoren in Il Trovatore und La Forza del Destino sowie die Desdemona in Otello. Mehrfach ihr Tenorpartner war und hier ebenfalls zu hören ist Giuseppe Giacomini, mit dem Julia Varady jene Finessen und explosiven Höhepunkte gestalten konnte, die in den meisten Interpretationen der dramatischsten Verdipartituren leider auf der Strecke bleiben. Julia Varadys unverwechselbare und singuläre Gesangskunst beweist, dass sich allen Unkenrufen zum Trotz auch im Repertoirebetrieb eines großen Opernhauses Sternstunden ereignen können, solange die entsprechenden Persönlichkeiten im Zentrum der Aufführung stehen.