C 782 091 AAllein schon in den Sopranpartien erweist sich die Qualität von Haydns Opern und Oratorien, die, abgesehen von der Schöpfung und den Jahreszeiten, gelegentlich noch immer stiefmütterlich betrachtet werden – zu Unrecht, wie sich gleich bei den Arien aus L’anima del filosofo/Orfeo ed Euridice bestätigt. Sie stehen am Anfang von Simona Saturovás CD mit der NDR Radiophilharmonie Hannover unter der Leitung von Alessandro De Marchi, seines Zeichens Spezialist für die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts. Ein regelrechtes Feuerwerk von Koloraturen zündet Simona Saturová in der Arie des Genius aus L’anima del filosofo, um in den Arien der Eurydike lyrische Schlichtheit und Ausdrucksintensität zu offenbaren. Die Synthese dieser Vortragsmöglichkeiten bietet sowohl eine Arie aus der vielleicht bekanntesten Haydn-Oper – Armida, zugleich ein Gipfelwerk aus Haydns drei Jahrzehnte währender Anstellung als Kapellmeister auf Schloss Esterháza. Die gleiche Flexibilität verlangt die Scena di Berenice (Szene der Berenice) nach dem Antigono-Libretto von Pietro Metastasio, die Haydn in seiner Londoner Zeit als einen großen dramatischen Monolog für den Konzertsaal (vergleichbar Beethovens Sopranarie Ah, perfido!) komponiert hat. Eine schwerelos-leichte, charmante Tongebung findet Simona Saturová für die Welt auf dem Mond, Il mondo della luna – eine der frühen, heiteren Opern Haydns für den Hof der Fürsten Esterházy. Wie auch in dem Oratorium Il ritorno di Tobia und dem „dramma giocoso” Orlando paladino besticht hier die der Mozartschen vergleichbare Formanlage, die sich neben der souverän und schön gesungenen vokalen Linie auch in der nicht minder gekonnt umgesetzten Orchesterbehandlung durch Haydn bewährt. Was will man mehr zum Haydn-Jahr?