C 835 111 ADie drei Cello-Suiten sind ein solches Beispiel. In knapp zehn Jahren für Mstislaw Rostropowitsch geschrieben und von diesem uraufgeführt, zählen sie zu den großen und schönsten Herausforderungen auf diesem Instrument. Daniel Müller-Schott, der noch die Gelegenheit mit Rostropowitsch zu studieren hatte, stellt sich ihnen mit großer Begeisterung und musikalischer Überlegenheit.
Daniel Müller-Schott
Foto: MaiwolfDie Stil- und Formzitate des Barock in der Ersten Suite führt Müller-Schott ebenso mit Noblesse aus, wie er für die Canto-Passagen den durchaus gebotenen Mut zum Pathos aufbringt. Dass Daniel Müller-Schott außerdem ein analytisch klug gestaltender Künstler ist, beweist er in der stringent vorgeführten Stimmführung der Fuge und des abschließenden „Moto perpetuo“. Mit diesem Maß an Übersicht kommt auch die Zweite Suite mit ihrem rhythmisch und thematisch genau ausbalancierten Bau voll zur Geltung, bis zur abschließenden Chaconne – einer Form, deren Möglichkeit zur Steigerung Britten in seiner Oper Peter Grimes mit vollem Orchester auf das Höchste genutzt hat.
Daniel Müller-Schott
Foto: MaiwolfIm Finale der Zweiten Cello-Suite scheut er sich nicht, einem einzigen Instrument Vergleichbares abzuverlangen. Wer wie Daniel Müller-Schott diese beträchtliche Aufgabe meistert, glänzt beinahe folgerichtig auch in der Dritten und letzten der Suiten. Bei ihrer Uraufführung 1974 war Britten gesundheitlich bereits so gezeichnet, dass die ursprüngliche Konzeption von insgesamt sechs Suiten bereits nicht mehr haltbar war. Auch den entsprechenden Charakter eines Abschiedswerkes, mit russischen Volkslied-Reminiszenzen und dem „Hymnus der Verstorbenen“, fängt Daniel Müller-Schott detailgetreu mit allen musikalischen Schönheiten und ihren Brechungen ein. Selten werden Werke des 20. Jahrhunderts so stimmig interpretiert.