C 844 121 Bzeichnen sie sich immer auch durch Kontinuität aus. Das wird einem wehmütig bewusst, blickt man in der Rückschau auf das halbe Jahrhundert, das Dietrich Fischer-Dieskau als Sänger, Rezitator und Dirigent mitgeprägt hat. Sein letztes Konzert in Salzburg, bei dem er am Pult des Mozarteum-Orchesters stand, liegt nun in der CD-Reihe Festspieldokumente vor, gemeinsam mit dem Pianisten Konstantin Lifschitz, weniger als Solisten denn als Dialogpartner für das Klavierkonzert KV 456, in einem zur Gänze Mozart gewidmeten Programm, gravitätisch beginnend mit Adagio und Fuge KV 546 und beschwingt mit der „italienischen“ Symphonie KV 202 ausklingend.
Der ebenfalls 2012 verstorbene Pianist Alexis Weissenberg
C 869 122 Bschaffte in der Ära Karajan seinen Durchbruch an der Salzach und ist in den Festspieldokumenten neu mit seinem Solistenkonzert von 1972 vertreten. Glasklar und mit höchst flexiblem Anschlag begann er den abwechslungsreichen Abend mit Ravels Le Tombeau de Couperin, und sogar die technisch aberwitzigsten Passagen von Schumanns C-Dur-Fantasie band er noch organisch und bezwingend in den musikalischen Fluss ein. Kaum farbenfroher und effektvoller vorstellbar als in Weissenbergs Interpretation sind Mussorgskis Bilder einer Ausstellung, mit denen der Pianist den offiziellen Teil seines Programms beendete, um noch viele überraschende Zugaben zu spielen, die alle auf den zwei CDs (zum Preis von einer) mit enthalten sind und die Erinnerung an diesen Künstler abrunden.
Von den Künstlern der Gegenwart ist Riccardo Muti
C 867 121 Bauch bereits seit mehr als vierzig Jahren ein gern gesehener Gast bei den Festspielen. Seine ersten dortigen Auftritte als Konzertdirigent legten nicht nur die Basis für das heutige „blinde“ Verständnis mit den Wiener Philharmonikern, sondern brachten zudem die Zusammenarbeit mit bedeutenden Solisten älterer Generationen mit sich. So enthält die neue CD in der Reihe Festspieldokumente das Klavierkonzert von Robert Schumann, in dem Sviatoslav Richter unter Mutis Leitung zum wiederholten Mal seine pianistisches Ausnahmestellung untermauern konnte. Über alle virtuosen Anforderungen triumphiert, gemeinsam von Richter und Muti entwickelt, die formale Geschlossenheit und der große musikalische Bogen. Auch Mutis überlegenes Verständnis für Rossini und Mozart, hier mit der Ouvertüre zu Semiramide bzw. der Sinfonia concertante KV 364, ist schon in diesen frühen Mitschnitten über jeden Zweifel erhaben.
Ähnliches gilt es über Franz Welser-Möst
C 868 121 Bfestzustellen, der bereits 1989 für sein erstes Bruckner-Dirigat bei den Salzburger Festspielen gefeiert wurde. Am Pult des Gustav Mahler Jugendorchesters dirigierte er die Siebte Symphonie ? eine von den jugendlichen Interpreten verblüffend abgeklärte, in den musikalischen Kontrasten souverän zugespitzte Leistung. Kein Wunder, dass die Presse den Dirigenten und das Orchester, zumal in diesem ersten Festspieljahr „nach“ Karajan, als Sensation und große Hoffnungen für die Zukunft feierte. Sie haben sich bestätigt, kehren Welser-Möst und das Gustav Mahler Jugendorchester doch seither regelmäßig nach Salzburg zurück.
Zuletzt seltener präsent, aber 2012 wieder einmal für einen Liederabend nach Salzburg engagiert, zählte
C 871 121 BJosé Carreras dort in den 70er und 80er Jahren zu den großen neuen Sänger-Persönlichkeiten. Begleitet von Edoardo Müller spannte er in seinem Liederabend von 1981 stilsicher und differenziert den Bogen über das französische Klavierlied von Massenet und Fauré über die tenoralen „Klassiker“ des Genres von Tosti bis hin zu den canciones von De Falla, Mompou und Turina. Die Anhänger tenoraler Glanznummern kamen (und kommen im Mitschnitt) wiederum bei den Zugaben auf ihre Kosten.
Ein anderer Salzburger Publikumsliebling war die Mezzosopranistin Frederica von Stade,
C 870 121 Bdie neben ihrem Cherubino in Mozarts Le nozze di Figaro ebenfalls als Liedsängerin wiederholt in Salzburg reüssiert hat, so auch 1986 mit Martin Katz als Klavierpartner und einem Programm, das schier keine Grenzen kannte ? zwischen „blumiger“ Poesie in Vertonungen von Fauré und Strauss, Mahlers Liedern eines fahrenden Gesellen, gemäßigter amerikanischer Moderne von Ives, Copland und Pasatieri, Canteloubes französischen Volkslied-Adaptionen und Schönbergs frühen Kabarett-Liedern, die für einen beschwingten Abschluss dieses bunten Abends sorgten.
Mit dem gebotenen Ernst und subtil zurückgenommen spielten 2008
C 840 121 BCarolin Widmann, Jörg Widmann, Nicolas Altstaedt und Alexander Lonquich das Quatuor pour la fin von Olivier Messiaen für Violine, Klarinette, Violoncello und Klavier. Entstanden 1940 in deutscher Kriegsgefangenschaft, hat Messiaen hier bereits mit 31 Jahren einen Gipfelpunkt seiner Fähigkeiten als Komponist erreicht und teilt mit allen Zuhörern seine spirituelle Sicht auf die Erfahrung (musikalischer) Zeitmaße und Farbenspiele, wie sie mit vier so ausgezeichneten Kammermusikern und Meistern ihres Instrumentes bei den Salzburger Festspielen exemplarisch zur Geltung kommen.