Piotr Beczala
Foto: Johannes IfkovitsZugleich geht die neue CD mit Beczala und dem Polnischen Radio-Sinfonieorchester unter der Leitung von Lukas Borowicz aber einen Schritt weiter: Neben Erfolgs-Partien wie dem Herzog in Rigoletto oder dem Alfredo in La Traviata (in denen Beczala z.B. an der MET ebenso gefeiert wird wie am Covent Garden oder an der Bayerischen Staatsoper) präsentiert er Rares und in die Zukunft Weisendes. So singt er die Auftrittsarie des Radamès aus Aida und findet genau jene Balance zwischen dramatischen Tönen und verinnerlichtem Ausdruck, der diese Romanze (wie die gesamte Rolle) so reizvoll und schwierig macht.
C 865 131 AÄhnlich verhält es sich mit dem Manrico in Il Trovatore, aus dem Beczala auf der neuen CD nicht nur die Arie „Ah sì, ben mio“, sondern auch die große Szene mit Azucena aus dem Zweiten Teil der Oper interpretiert. Seine Partnerin dabei ist Ewa Podleś, die mit der dunklen Fülle und gleichzeitigen Brillanz ihres Kontra-Alts einen faszinierenden Kontrast zu Beczalas stets schlank geführt strahlendem Tenor bietet. Im die Aufnahme beschließenden Freundschafts-Duett aus Don Carlo, das Beczala mit einem fulminanten hohen C krönt, ist Mariusz Kwiecien als Posa sein Bariton-Partner, der dem Album damit eine weitere (stimm)schöne Farbe hinzufügt. Die Möglichkeit, mit feinen Schattierungen die schwermütigen Seiten des Repertoires zu bedienen, bieten Piotr Beczala außerdem die Arien aus Macbeth und Un Ballo in Maschera, mit dessen Protagonist Riccardo der polnische Tenor seit einem spektakulären Auftritt an der Berliner Lindenoper und einer weiteren Premiere an seinem langjährigen Stammhaus, der Oper Zürich, geradezu identifiziert wird. Für das wirkungsvoll vom demütigen zum hoffnungsvollen Ausdruck gesteigerte „Ingemisco“ aus dem Requiem wechselt Beczala zwischendurch sogar das Genre (vorausgesetzt, man teilt nicht die Meinung, dass diese Messe in Wahrheit Verdis beste Oper ist). Abwechslungsreichtum garantiert schließlich auch die Auswahl der Tenor-Arien aus selten gespielten Verdi-Opern wie Les Vêpres Siciliennes oder I Lombardi alla prima Crociata, in denen Piotr Beczala einmal mehr die Geschmeidigkeit und Eleganz seiner Phrasierung demonstriert.