Andris Nelsons
Foto: Marco BorggreveEr steht heute also dem Orchester vor, das Sir Simon Rattle fast zwei Jahrzehnte geprägt hat und dessen Repertoire unter Nelsons (z.B. mit Tschaikowsky und Strauss) neue, glanzvolle Schwerpunkte erhält; er ist gleichzeitig regelmäßiger Gastdirigent der Berliner Philharmoniker und hat fast jedes große Orchester der Welt bereits dirigiert. Ab 2014/15 wird er als musikalischer Leiter beim Boston Symphony Orchestra an der Spitze eines der big five unter den Konzertorchestern der USA stehen. Wer ist dieser Mensch, der eine so erstaunliche Karriere macht? Um diese Frage dreht sich der Film „Genius on Fire“. „Es gibt nichts Halbes, auch in der Probe nicht. Er ist immer voller Intensität“, sagt z.B. der Trompeter Håkan Hardenberger über den Dirigenten. „Wirklich jeder, jeder Ton in der Partitur wird Musik. Mit ihm hat alles Gewicht“.
D 874 131 VAndris Nelsons spricht oder singt mit seiner ausgebildeten Bass-Stimme während der Orchesterproben in einem englisch-deutschen lautmalerischen Sprachgemisch. Um die Grundstimmung eines musikalischen Motivs zu beschreiben, baut er verbal Bilder, erzählt Geschichten – intelligente, witzige Geschichten. Intensiv setzt er seine Hände, eigentlich seinen ganzen Körper ein, um dem Orchester klar zu machen, was er will. Als Dirigent ohne „Maestro-Gehabe“ steht Andris Nelsons für eine neue Generation, deren Führungsqualität darin besteht, Menschen mitzureißen. Zwei Jahre lang hat die Regisseurin Astrid Bscher den spannenden, jungen Künstler filmisch begleitet. Sie ist mit Andris Nelsons in seine Heimat nach Riga gereist, hat seine Eltern, Weggefährten, Kollegen, seine Lebensgefährtin Kristīne Opolais getroffen und hat Andris Nelsons weltweite Suche nach einem neuen Zuhause miterlebt. Entstanden ist ein 52 Minuten langes Porträt, in dem es nicht nur um Musik geht, sondern auch darum, wie sich Erlebtes in der Musik widerspiegelt, wie ein ernsthafter, junger Mensch mit dem Hype um seine Person umgeht, wie er daran wächst und sich weiterentwickelt.