C 737 151 AMitreißend begibt er sich nun (in einer neuen Studioaufnahme) auf den Weg des Müllerburschen mit seiner Verliebtheit in die Tochter des Meisters, mit seiner Enttäuschung, Verzweiflung und schließlich seinem Aufgeben angesichts von Treulosigkeit und Verrat. All dies kann Pavol Breslik, bei hervorragender Textbehandlung, mit einer in allen Nuancen wie selbstverständlichen Phrasierung zum Ausdruck bringen: vom frischen attaca-Einstieg bis zum Schluss, dem in großen Legato-Bögen gesungenen Wiegenlied des Baches. Dieser nimmt, gleichsam als der ständige Begleiter des Müllerburschen, durch Amir Katz am Konzertflügel eine nicht weniger beredsame Gestalt an: frei von allen Trübungen (des Pedals) akzentuiert der versierte Konzert- und Kammermusikpianist, wie reich Schubert Musik ist, und zwar vor allem an unterschiedlichen Bewegungen, überraschenden Windungen und Wendungen, vom unbändigen Dahinströmen bis zum abschließenden Stillstand, bei dem sich die Wogen scheinbar glätten. Und wie der Bach als Widerpart des Müllerburschen bietet diese Interpretation, weit über die aufregende Motorik hinaus, eine Fülle von Abstufungen von oben nach unten und in den Lautstärkegraden, die besonders in den unabgewandelten Strophen-Liedern ein Maximum an Abwechslung ermöglichen, ohne dass dies eine Selbstzweck würde. Alles steht immer in Verbindung mit den textlich benannten Stimmungen und Umschwüngen im Gefühlsleben des Müllerburschen. Durch den spannenden musikalischen Dialog von Breslik und Katz (die diesen Weg demnächst im Konzertsaal noch öfters gemeinsam beschreiten werden) klingt dieser beliebte Liedzyklus von Schubert so lebensnah und lebendig, wie es sich wohl alle nur wünschen können, die das Kunstlied schätzen.