C 931 182 IAuch wenn aus späteren Jahren (1984, 1992 und 2003) Studio-Aufnahmen dieser späteren Paradepartie mit Gruberova existieren, die sie allein in Wien 88 mal gesungen hat, so hat dieser frühe Live-Mitschnitt doch Qualitäten, die die späteren Einspielungen nicht besitzen: Mädchenhafte Unbedingtheit und doch stupende Perfektion (bis hin zum makellosen hohen es), mit der die Gruberova singt und gestaltet, ihr schon damals klangvoll unverwechselbares – und bis heute erhaltenes – Timbre, aber auch die wunderbar innige und doch spannungsvolle Partnerschaft mit Dvorský, dessen leidenschaftlich brennender Tenor schon das erste Duett mit der Lucia der Gruberova einzigartig und seine heikle Schluss-Szene zum letzten Höhepunkt der an Meriten nicht armen Aufführung macht. Matteo Manuguerra gibt Enrico, Lucias Bruder, eine gefährlich unerbittliche maskuline Wucht. Nicht zuletzt durch die aufregende musikalische Leitung von Giuseppe Patanè ist dies eine Perle in der an Höhepunkten nicht armen Diskographie der Gruberova und eine schöne Ergänzung der leider nicht allzu üppigen von Peter Dvorský. Der auch in München für das italienische Repertoire hoch geschätzte neapolitanische Dirigent macht das Sängerfest zum spannenden Musikdrama, indem er die Wiener Philharmoniker höchst flexibel agogisch und dynamisch führt.