Mitwirkende:
Ludwig Weber (Daland - Bass)
Astrid Varnay (Senta - Sopran)
Wolfgang Windgassen (Erik - Tenor)
Elisabeth Schärtel (Mary - Mezzosopran)
Josef Traxel (Steuermann - Bariton)
Hermann Uhde (Der Holländer - Bariton)
Chor der Bayreuther Festspiele (Chor)
Orchester der Bayreuther Festspiele (Orchester)
Hans Knappertsbusch (Dirigent)
Nur in einem Jahr hat
C 692 092 IHans Knappertsbusch den Fliegenden Holländer auf dem Grünen Hügel dirigiert, und außerordentlich mutet die Eröffnungsvorstellung der Festspiele 1955 auch in der Rückschau an. Zugleich war dieses früheste Werk der Bayreuther Zehn zum ersten Mal in der Nachkriegszeit im Festspielhaus zu erleben, und alle im Vorfeld geführten Diskussionen um die Festspieltauglichkeit der romantischen Oper schienen angesichts der Qualität der Aufführung hinfällig.
Christiane Delank (li.) bei der Pressekonferenz mit Eva Wagner-Pasquier
Foto: Jörg SchulzeIn Wolfgang Wagners Inszenierung glänzte vor allem ein Protagonisten-Trio, das bis heute jedem Vergleich standhält. Astrid Varnay, als Hochdramatische in Bayreuth längst arriviert, zeichnete auch von der Mädchenfigur Senta ein Porträt von beeindruckender stimmdarstellerischer Vielschichtigkeit. Man mag in dieser Partie gelegentlich ein jugendlicheres Timbre vernommen haben, selten aber wohl eine Ballade mit diesem überzeugenden Tonfall der Faszination bis hin zur Besessenheit, ein derartig emphatisch gesteigertes Duett mit dem Holländer oder ein Finale mit solcher Entschlossenheit im Ausdruck, wie es hier zu hören ist. Mit Hermann Uhde, in vielen Aufführungen des Lohengrin oder der Götterdämmerung ein stimmgewaltiger Partner der Varnay, war auch die Titelpartie des Holländers mustergültig in Stimmführung und Expressivität besetzt, zudem im Volumen stets den breiten Tempi und spannungsvoll extremen dynamischen Unterschieden in Knappertsbuschs Dirigat gewachsen. Wie jene Knappertsbuschs waren Wolfgang Windgassens Auftritte im Fliegenden Holländer auf dem Grünen Hügel handverlesen – er profilierte die gelegentlich unterbesetzte, nicht unbedingt dankbare Partie des Erik mit seiner unnachahmlich intensiven Gestaltung der Einheit von Wort und Ton. So wurde aus dem zurückgesetzten Geliebten ein wirklicher Gegenspieler zum Holländer. Die richtige Mischung aus sängerischer Erfahrung und genügend Reserven für die Autorität erfordernden Auftritte des Daland brachte Ludwig Weber mit. Auch Elisabeth Schärtel als Mary verlieh ihren Mahnungen strenge Präzision, während Josef Traxel als Steuermann mit derartiger tenoraler Frische und Leuchtkraft zu Werke ging, dass sein Aufstieg zum Erik im folgenden Jahr in der Rückschau nur folgerichtig erscheint. Es versteht sich beinahe von selbst, sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass der von Wilhelm Pitz einstudierte Chor der Festspiele ebenfalls unter Knappertsbuschs stets den Überblick bewahrender Stabführung zur Höchstform auflief, und die in jeder Hinsicht festspielwürdigen Leistungen komplettierte.
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