Mitwirkende:
Walter Berry (Sir John Falstaff - Bariton)
Giorgio Zancanaro (Ford, Alices Gatte - Bariton)
Francisco Araiza (Fenton - Tenor)
Heinz Zednik (Dr. Cajus - Tenor)
Wilfried Gahmlich (Bardolfo, Falstaffs Diener - Tenor)
Rudolf Mazzola (Pistola, Falstaffs Diener - Baß)
Pilar Lorengar (Mrs. Alice Ford - Sopran)
Patricia Wise (Nannetta, Tochter von Alice und Ford - Sopran)
Christa Ludwig (Mrs. Quickly - Mezzosopran)
Alexandrina Milcheva (Mrs. Meg Page - Mezzosopran)
Chor der Wiener Staatsoper (Chor)
Orchester der Wiener Staatsoper (Orchester)
Lorin Maazel (Dirigent)
Giuseppe Verdis Falstaff, die letzte Oper des Meisters aus Busseto, gehört zu den facettenreichsten (und sich wohl deshalb erst beim mehrmaligen Hören erschließenden)
Falstaff
Foto: Wiener Staatsoper/Axel ZeiningerPartituren der Musikdramatik – zwischen Komik und Ernst, zwischen Kammerspiel und großer Ensembleoper und zwischen kluger Rückbesinnung auf die musikalische Tradition und geradezu avantgardistischer Kühnheit. Lange (bis 1893) reicht die Wiener Aufführungsgeschichte des Werkes zurück, und ebenfalls lange ist die Liste bedeutender Dirigenten, die den Falstaff an der Wiener Staatsoper dirigiert haben. Zu ihnen gehört auch Lorin Maazel, der 1983 im Haus am Ring seine Interpretation auf dieses Stück vorstellte: lustvoll die falschen Fährten für den Hörer auslegend und ihn im nächsten Moment überrumpelnd, kein orchestrales Detail auslassend und dabei stets den Kontakt zur Bühne wahrend.
C 783 092 IDenn dort war schließlich auch ein herrliches Sängerensemble versammelt, angeführt von Walter Berry, der im Spätsommer seiner Karriere mit dem dicken Sir John noch einmal eine Glanzrolle gefunden und für sich erobert hat. Jovialität und Nachdenklichkeit der Figur lagen ihm gleichermaßen in der Kehle wie auch die mal schalkhaften, mal impulsiven Temperamentsausbrüche. Objekt der Begierde und Gegenspielerin zu diesem dicken Ritter war die strahlkräftig und punktgenau akzentuierende Pilar Lorengar als Alice Ford, deren eifersüchtigen Ehemann Giorgio Zancanaro mit ungezügelt schneidigem Kavaliersbariton zeichnete. Als junges Liebespaar boten Patricia Wise und Francisco Araiza sich reizvoll – in ihrem silbrig-hellen und seinem dunkel getönten Timbre – ergänzende Klangschattierungen und in der geschmackvollen Natürlichkeit der Phrasierung einander entsprechenden Gesang. Auch Christa Ludwig ließ es sich mit ihrer wohlbekannten Interpretation der Mrs. Quickly nicht nehmen, Walter Berry und das Wiener Publikum augenzwinkernd zum Stelldichein im Hause Ford und unter Hernes Eiche zu locken. Dem Eindruck, dass die dortige Schlussfuge unter solchen Voraussetzungen tatsächlich alles auf Erden Spaß erscheinen lässt, sollte sich beim Anhören des Livemitschnitts nun wirklich niemand entziehen.
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