Mitwirkende:
Robert Casadesus (Klavier)
Wiener Symphoniker (Orchester)
Sergiu Celibidache (Dirigent)
Sergiu Celibidache zählt zu den herausragenden und eigenwilligsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts.
C 788 122 BNach dem Tod Wilhelm Furtwänglers 1954 und der Berufung Herbert von Karajans zu dessen Nachfolger kam es zum Bruch mit den Berliner Philharmonikern, die Celibidache nach dem Zweiten Weltkrieg während Furtwänglers Dirigierverbot neu formiert und bis zu dessen Rückkehr geleitet hatte. In den folgenden Jahren, bis zu seinem Engagement bei den Münchner Philharmonikern ab 1979, band sich Celibidache nie längerfristig an ein Orchester, sondern führte ein regelrecht nomadenhaftes, rastloses Künstlerleben. Musikmetropolen wie Wien bereiste er nur selten. Das nun komplett bei Orfeo veröffentlichte Konzert mit den Wiener Symphonikern vom Oktober 1952 bietet insofern einen interessanten Einblick in eine Zeit, in der Celibidache noch Optionen abzuwägen schien. In Brahms’ Erster Symphonie präsentierte er sich impulsiver, in den Ecksätzen mit rascher vorwärtsdrängenden Tempi, als man es aus späteren Jahren und Mitschnitten kennt. Überragend wie eh und je ist sein Klangsinn und die Fähigkeit, die Orchestermusiker dazu zu bringen, wirklich aufeinander zu hören. Das wird schon in Les Préludes von Franz Liszt zu Beginn des Konzertes und vor allem im Konzert für die linke Hand von Maurice Ravel deutlich, dessen Solopart von keinem Geringeren als Robert Casadesus gespielt wird, der mit pianistischer Geschliffenheit, französischer clarté und vornehmer Kontrolliertheit nicht zufällig zum Interpreten schlechthin für dieses Werk avancierte. Im Zusammenspiel mit den Wiener Symphonikern und Sergiu Celibidache gelang es ihm exemplarisch, die in diesem Konzert vorherrschende Spannung durchgehend zu halten und den grotesken Charakter vieler Episoden voll auszuspielen: eine faszinierende Begegnung zweier großer Musiker.
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