Mitwirkende:
City of Birmingham Symphony Orchestra (Orchester)
Andris Nelsons (Dirigent)
Das Heldenleben zählt zu den brillantesten, eventuell aber auch (zumal beim ersten Hören) ein wenig sperrigen Tondichtungen von Richard Strauss an der Schwelle zum 20. Jahrhundert.
C 803 091 ADie spätromantisch aufschäumende musikalische Sprache gleich zu Beginn, die tonal äußerst „freien“ Signaturen der Widersacher des Helden (wie sie im musikalischen Programm benannt werden), die Süße und Kapriolen, mit der Solovioline und Orchester die „Gefährtin“ charakterisieren, die folgenden martialischen und verklärenden Etappen – all dies kann leicht den Eindruck einer (mitunter autobiographisch begründeten) Überfrachtung durch den Komponisten entstehen lassen. Neben einem erstklassigen Orchester ist ein klar strukturierender, die Spannung aufrecht erhaltender und ebenso reaktionsschnell wie beharrlich am Detail arbeitender Dirigent vonnöten. So begreift Andris Nelsons seine Aufgabe und – setzt sie in seiner zweiten ORFEO-Einspielung mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra grandios um. Gemeinsam bringen das Ensemble und sein Music Director die orchestralen Farben zum Leuchten und die Abschnitte in einen mitreißenden musikalischen Fluss. Über die volle Distanz erhält dieses Heldenleben eine derartige Stringenz, dass so mancher ästhetische Einwand gegenüber dem Werk den Reiz im Einzelnen nur erhöht, nicht aber als Ganzes infrage stellt. Dass Nelsons zudem ein Meister des Übergangs im Musiktheater ist - und diesen ebenfalls auf dem Konzertpodium umzusetzen versteht –, belegt die Rosenkavalier-Suite. So unvermittelt für den Opernkenner hier einzelne Sequenzen und Höhepunkte der wohl bekanntesten „Komödie für Musik“ des 20. Jahrhunderts nebeneinander stehen: sie verschmelzen unter Nelsons’ Stabführung zur spontan (auch den „Einsteiger“) bezwingenden Geschlossenheit. Die Gefahr des Heldenlebens, sich zu weit in eine Richtung locken zu lassen, bevor unerwartete Wendungen quasi wie Ereignisse einen neuen Weg vorgeben, gibt sich in der Rosenkavalier-Suite als stilistisches Prinzip lustvoller Überraschung und Überrumpelung zu erkennen, die Andris Nelsons und „sein“ Orchester mit hörbarer Einsatzfreude ihrem Publikum bescheren.
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