Mitwirkende:
Anton Dermota (Florestan - Tenor)
Martha Mödl (Leonore - Sopran)
Paul Schöffler (Don Pizarro - Bariton)
Karl Kamann (Don Fernando - Bariton)
Ludwig Weber (Rocco - Bass)
Irmgard Seefried (Marzelline - Sopran)
Waldemar Kmentt (Jacquino - Tenor)
Karl Terkal (1. Gefangener - Tenor)
Chor der Wiener Staatsoper (Chor)
Alfred Jerger (2. Gefangener - Baß)
Orchester der Wiener Staatsoper (Orchester)
Karl Böhm (Dirigent)
Zu den Opernabenden, die das Prädikat „historisch“ verdient haben, zählt Beethovens Fidelio am 5. November 1955 in der Wiener Staatsoper allein schon deshalb, weil dies die erste Aufführung war, über der sich nach dem Zweiten Weltkrieg im wiedererrichteten Haus am Ring der Vorhang hob. Ist über die musikalische Qualität der Premiere damit freilich noch nichts gesagt, so lässt sich diese nun, zum Start der Direktion Dominique Meyer/Franz Welser-Möst auf CD erscheinend, im Livemitschnitt nacherleben.
C 813 102 IDamals wie heute stehen Chor und Orchester der Wiener Staatsoper im Ruf, weltweit ihresgleichen zu suchen. Und dem wurden sie unter der Leitung ihres damaligen Direktors Karl Böhm bei der Galapremiere 1955 mehr als gerecht. Geradezu „im Sprint“ begann Böhm den Eröffnungsmarathon von sieben Opern-Neueinstudierungen innerhalb weniger Tage. Straffe, bisweilen atemberaubend vorwärtsdrängende Tempi prägen diesen Fidelio, wodurch sich der Eindruck eines regelrechten Himmelfahrtskommandos für jenen „Engel Leonore“ sinnfällig verstärkt, den Martha Mödl Mitte der 50er Jahre grandios zu charakterisieren wusste – stimmlich wie darstellerisch (was akustisch selbstverständlich leider nur teilweise eingefangen ist). An jenem Abend zum ersten Mal rettete sie ihren Gatten Florestan in der Verkörperung von Anton Dermota aus dem Kerker, der mit seiner subtilen Gesangskunst alle eines Besseren belehrt, die glauben, für diese Partie müsse mindestens ein jugendlicher Heldentenor herhalten. Legendäre Namen finden sich auch auf der übrigen Besetzungsliste: Irmgard Seefried als mit ihrer einprägsamen lyrischen Sopranstimme fast „überbesetzte“ Marzelline, der große Bass Ludwig Weber – beim Wiener Opernfest wenige Tage später erstmals als Barak „heldenbaritonal“ in der Frau ohne Schatten zu erleben – als ihr Vater Rocco sowie Paul Schöffler als Bösewicht Don Pizarro, der Seite an Seite mit Irmgard Seefried als Evchen in der gleichen Woche als Hans Sachs brillieren sollte – sie und alle übrigen standen und stehen für einen Ensemblegeist, der jede wahrhaftige Sängerpersönlichkeit auszeichnet und große Opernabende wie jene(n) an der Wiener Staatsoper gelingen lässt.
zur nächsten Bestell-Nr. blättern |