Mitwirkende:
City of Birmingham Symphony Orchestra (Orchester)
Andris Nelsons (Dirigent)
Allzu oft übersehen wird im symphonischen Schaffen von Pjotr Iljitisch Tschaikowsky die „Manfred“-Symphonie h-Moll op. 58, die entstehungsgeschichtlich (1885 komponiert) zwischen der Vierten und Fünften einzuordnen ist.
C 895 151 ADiese beiden hat das City of Birmingham Symphony Orchestra unter der Leitung von Music Director Andris Nelsons bereits in preisgekrönten Einspielungen vorlegt (ebenso wie die Sechste, die „Pathétique“). „Manfred“ nach Lord Byrons gleichnamigem Drama bereichert diesen Tschaikowsky-Zyklus nun um bemerkenswerte Facetten: Auf Anregung des Kritikers Wladimir Stassow orientierte sich Tschaikowsky an den Programmsymphonien von Hector Berlioz und schuf eine spätromantisch aufgewühlte Szenenfolge,
Andris Nelsons
Foto: Marco Borggrevein der rein orchestral die einsame Gebirgswanderung des Helden mit magischen Erscheinungen und idyllischer Naturversunkenheit ebenso abgebildet wird wie ein Unterwelt-Bacchanal. Zuletzt ist das motivische Anknüpfen an den verzweifelt leidenschaftlichen Beginn zu hören, in dem jeweils die unerfüllte Liebe des Protagonisten (zu seiner Schwester Astarte) anklingt. An diesen Stellen packen den Hörer der neuen CD-Einspielung vor allem die Streicher-Gruppen des CBSO unter Andris Nelsons mit voller Kraft, während die Bläser besonders in den erwähnten „übersinnlichen“ Momenten der Feenerscheinungen und des rauschenden Bacchanals zur Geltung und zum Brillieren kommen. Dazu reichlich Gelegenheit bietet auch Tschaikowskys ungleich kürzerer „Slawischer Marsch“ b-Moll op. 31 von 1876 – ein Jahr vor dem Beginn des Russisch-Osmanischen Krieges. Mitreißend wendet Tschaikowsky den anfänglichen Duktus des Trauermarsches, der die Unterdrückung schildert, in einen Triumph der Freiheit um – mit Anleihen bei serbischen Volksliedern und der Zarenhymne (was dem Werk im 20. Jahrhundert zensurtechnisch Probleme in seiner Heimat bereiten sollte). Unter der Leitung von Andris Nelsons, auf dem Konzertpodium wie als Operndirigent meisterhaft im Spannen des dramatischen Bogens, und mit dem hier erneut groß aufspielenden CBSO wird aus diesem Marsch ein überzeitlich fesselndes Historiengemälde.
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