Mitwirkende:
Daniel Müller-Schott (Violoncello)
L' Arte del Mondo (Orchester)
Werner Ehrhardt (Dirigent)
Zwei neue Cellokonzerte aus einem Generationendreieck
Der auch in der Programmwahl lebhafte und neugierige Musiker stellt auf seiner neuen Aufnahme drei Komponisten zu einem auf seinem Instrument faszinierend erlebbaren musikalischen Beziehungsdreieck zusammen, das er durch Übertragungen erst ermöglicht. Dabei steht die leichte Zugänglichkeit und gute Hörbarkeit in reizvollem Kontrast zu ihrer gar nicht leichten Spielbarkeit.
Reizvoll ist schon die Verschränkung und
C 920 171 AÜberlagerung der Generationenfolge: der 1714 geborene Sohn Johann Sebastian Bachs, vielleicht größter Komponist seiner Generation; der 1732 geborene Gründervater der eigentlichen Klassik und Schöpfer zentraler Gattungen; schließlich das 1756 geborene Wunder. Aber diese Anordnung wird fast absurd über den Haufen geworfen durch die Todesdaten: Mozart stirbt 1791 drei Jahre nach Carl Philipp Emanuel, und wird überlebt von Joseph Haydn um fast 18 Jahre.
Der Bach-Sohn kreierte das Klavierkonzert als Gattung entscheidend mit und arbeitete von diesen drei für Flöte und – technisch entsprechend fordernd – für Violoncello um – eines davon erklingt hier. Haydn wiederum schuf bekanntermaßen als erster und leider auch einziger der großen „Wiener Klassiker“ Cellokonzerte, die Daniel Müller-Schott natürlich oft spielt und auch aufgenommen hat (C080031). Aber außerdem schrieb er Klavier- und Violinkonzerte, von denen eines hier in Cellofassung erklingt, technisch wiederum entsprechend herausfordernd. Von dem frühen Vollender der Gattung Klavierkonzert schließlich gibt es leider kein Cellokonzert, aber Daniel Müller-Schott unternimmt es in der Tradition von Emanuel Feuermann, das von Mozart selbst später für Flöte übertragene Oboenkonzert auf dem Cello zu interpretieren. Und hier wird in überwältigender Weise das Mozart-typische Überschreiten der Gattungsgrenzen im Solokonzert erlebbar: mit konkret vorstellbaren Opernauftritten und vielem mehr, so kunstvoll gemacht und dargeboten, daß man im besten Sinne gar nicht mehr an das spielende Instrument denkt, geschweige denn das ursprünglich gemeinte.
Im übrigen gelingt das Experiment der Repertoire-Erweiterung durch Übertragung hier sicherlich nicht zuletzt wegen der Kompetenz und wachen, ansteckenden Musikalität der L’Arte del mondo unter Werner Erhardt, die in dieser Musik fühlbar zu Hause sind.
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