Mitwirkende:
Birgit Nilsson (Turandot, chinesische Prinzessin - Sopran)
Peter Klein (Altoum, Kaiser von China - Tenor)
Giuseppe di Stefano (Der unbekannte Prinz (Calaf), Timurs Sohn - Tenor)
Nicola Zaccaria (Timur, entthronter König der Tataren - Baß)
Leontyne Price (Liù, eine junge Sklavin - Sopran)
Kostas Paskalis (Ping, Kanzler - Bariton)
Ermanno Lorenzi (Pang, Marschall - Tenor)
Murray Dickie (Pong, Küchenmeister - Tenor)
Alois Pernerstorfer (Ein Mandarin - Bariton)
Chor der Wiener Staatsoper (Chor)
Orchester der Wiener Staatsoper (Orchester)
Francesco Molinari Pradelli (Dirigent)
Sie waren durchaus ein ungleiches Bühnenpaar:
C 757 082 ISie war der hochdramatische Sopran ihrer Generation und konnte ihre enorme stimmliche Kraft über mehrere Jahrzehnte erhalten; er dagegen überwältigte als poesie- und temperamentvoller Lyriker, der mit seinen Ressourcen nicht haushielt und sich in etwas mehr als einem Jahrzehnt auf der Bühne verausgabte. Im Jahr 1961 standen Birgit Nilsson und Giuseppe di Stefano, der am 3. März 2008 im Alter von 86 Jahren verstorben ist, gemeinsam auf der Bühne, in Puccinis Turandot. Was die Mikrophone des Österreichischen Rundfunks eingefangen haben, ist kein „Duell“ zweier Spitzenton-Akrobaten. Giuseppe di Stefano vermittelt als Calaf tatsächlich den Eindruck, die Prinzessin aus Eis aufzutauen – mit tenoralem Schmelz und einschmeichelnder Emphase. Birgit Nilsson zeigt gerade gegen Ende der mörderischen Partie, dass sie sehr wohl auch über die leisen Töne und Nuancen dieser Menschwerdung verfügt. Zu einem Trio, wie es selten vorher und nachher in der Operngeschichte auf einer Bühne gestanden haben dürfte, vervollständigt Leontyne Price diese außergewöhnliche Besetzung. Ihre Verkörperung der sich opfernden Sklavin Liù überzeugt gleichermaßen ohne Abstriche, wenn auch nur ihre akustische Seite erhalten geblieben ist. Es ist ein Dokument aus der Direktionszeit von Herbert von Karajan an der Wiener Staatsoper, das den internationalen Glanz seiner Besetzungspolitik adäquat widerspiegelt. In der Turandot-Premiere am Dirigentenpult stand mit Francesco Molinari-Pradelli denn auch einer der damals international meistgefragten Maestri für das italienische Repertoire. Mit dem Chor und dem Orchester der Wiener Staatsoper realisierte er die farbenreiche Partitur wuchtig, teilweise bedrohlich zugespitzt. Zugleich sind die lyrischen Elemente, etwa zu den ariosen Passagen der Liù und dem berühmten „Nessun dorma!“ erwartungsgemäß kaum schöner denkbar als von den Wiener Streicherklängen unterlegt. Selten gelingt ein Opernabend, an dem so viele günstige Ensemblebedingungen und einzigartige, unverkennbare Persönlichkeit zusammenkommen – und umso erfreulicher, wenn man sie zumindest noch einmal (und immer wieder) hören kann.
zur nächsten Bestell-Nr. blättern |