Mitwirkende:
Konstantin Lifschitz (Klavier)
Konzerthausorchester Berlin (Orchester)
Dietrich Fischer-Dieskau (Dirigent)
Es ist müßig, bei einem Künstler wie Dietrich Fischer-Dieskau, der sich mit so vielen Komponisten auseinandergesetzt und (erfolgreich) auf ihr Schaffen aufmerksam gemacht hat, Johannes Brahms einen Sonderplatz (neben Franz Schubert, Hugo Wolf und unzähligen anderen) einzuräumen.
Dietrich Fischer-Dieskau
Foto: www. karlkreuzer. deUnd doch ist es vielleicht anlässlich seines 85. Geburtstages opportun, darauf aufmerksam zu machen, dass gerade bei Brahms der Dirigent Dietrich Fischer-Dieskau nicht vom Sänger zu trennen ist (und ebensowenig vom Maler oder Schriftsteller). Vielleicht bei keinem anderen Komponisten kommt Dietrich Fischer-Dieskaus Universalität so nach allen Seiten hin zum Ausdruck: Traditions- und Formbewusstsein im Wettstreit wie auch im Ausgleich epochengeschichtlicher Gegensätze (und im Wachsen an allen), nimmermüde Entdeckerlust und vor allem: das ehrliche Interesse daran, in der Sprache der Musik und der Poesie miteinander zu kommunizieren (natürlich: wer hätte Die schöne Magelone als Sänger und Rezitator so populär gemacht wie er?).
C 810 102 AAm Dirigentenpult konnte er dies blendend realisieren, wie ein Mitschnitt mit dem Konzerthausorchester Berlin an dessen Heimat-Spielstätte am Gendarmenmarkt vom Dezember 2002 nun auf CD belegt. Mit dem auf dem Flügel gleichermaßen donnernd-virtuos und formbewusst-delikat aufspielenden Konstantin Lifschitz als Solisten im Zweiten Klavierkonzert und in der Vierten Symphonie von Brahms ist ein herrliches Beispiel dafür geglückt, dass der Atem und die Phrasierung auch im Symphonischen (bzw. dem zu Brahms’ Lebzeiten als „Symphonie mit obligatem Klavier“ gescholtenem Klavierkonzert) Grundlage gemeinsamen Musizierens ist. Die Momente dichtester agogischer und dynamischer Entfaltung und zurückgenommener Kontemplation wechseln sich so im Klavierkonzert nicht miteinander ab, sondern ergeben sich vielmehr einer aus dem anderen. Gleiches gilt für die formale Geschlossenheit der Symphonie bei unvermitteltem Beginn und ihrem jähen, ja regelrecht schroffen Schluss. Dietrich Fischer-Dieskau, Konstantin Lifschitz und das Konzerthausorchester Berlin machen jeden Moment deutlich, dass die musikalischen Schönheiten bei Brahms, ob sie sich nun ruhe- oder temperamentvoll ausdrücken, stets auf einer konsequenten musikalischen Rhetorik fußen, ja die Schönheit dieser Form mitunter regelrecht abgetrotzt werden muss – ein ebenso spannungsgeladener wie schließlich entspannend-beglückender Prozess.
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