Mitwirkende:
Ileana Cotrubas (Violetta Valéry - Sopran)
Edita Gruberova (Flora Bervoix - Sopran)
Emmy Loose (Annina, Violettas Dienerin - Mezzosopran)
Nicolai Gedda (Alfredo Germont - Tenor)
Cornell MacNeil (Giorgio Germont, Alfredos Vater - Bariton)
Kurt Equiluz (Gastone, Vicomte de Létorières - Tenor)
Ernst Gutstein (Baron Douphol - Bariton)
Harald Pröglhöf (Marchese d' Obigny - Baß)
Herbert Lackner (Dottor Grenvil - Baß)
Mario Guggia (Giuseppe, Violettas Diener - Tenor)
Rudolf Resch (Diener Floras - Baß)
Ljubomir Pantscheff (Ein Bote - Baß)
Chor der Wiener Staatsoper (Chor)
Orchester der Wiener Staatsoper (Orchester)
Josef Krips (Dirigent)
Zu den schönsten Pflichten und gleichzeitig größten künstlerischen Risiken für eine erste Bühne wie die Wiener Staatsoper gehören Neuproduktionen aus dem Kernrepertoire. So konnte das Haus allein in seiner Nachkriegsgeschichte 1971 bereits auf über 200 Vorstellungen von Giuseppe Verdis La Traviata zurückblicken, als eine Neuinszenierung unter der musikalischen Leitung von Josef Krips auf dem Spielplan stand. Während Krips diese Oper bereits mehrfach, auch in der Interimsära im Theater an der Wien, dirigiert hatte, war die Besetzung aller drei Hauptpartien für Wien neu.
C 816 112 IFür die Protagonistin, Ileana Cotrubas, wurde der Premieren-Abend zugleich auf der (Welt-)Karriereleiter zu einem großen Schritt nach oben. Wohl kaum eine junge Sopranistin findet auf Anhieb – und noch dazu live dokumentiert – eine so überzeugende und berührende Balance zwischen der vokalen Agilität des ersten und der lyrischen Ausdruckstiefe der folgenden Opernakte. Violetta wurde in den folgenden Jahren zu einer Rolle, mit der Ileana Cotrubas nicht nur in Wien begehrt und identifiziert wurde, sondern beispielsweise auch von Londons Royal Opera House, Covent Garden, bis an die Metropolitan Opera New York. Dort wie in Wien war es Cornell MacNeil, der sie als Vater Germont zum Liebesverzicht bewegte – und das mit mächtiger, bisweilen regelrecht heldenbaritonal strömender Stimme (tatsächlich ist MacNeil nur ein Jahr nach der Wiener Premiere am selben Haus als Wagners Fliegender Holländer aufgetreten). Ein passender Kontrast zum Bühnen-Sohn Nicolai Gedda, der, innerhalb seines schier unüberschaubaren Repertoires mit vielen Paraderollen, in Alfredo vielleicht eine seiner allerbesten italienischen Tenor-Partien gefunden hat. In schönster Schlichtheit der Phrasierung präzise auf seine Partnerin abgestimmt und ohne Kraftmeierei, aber mit klaren dramatischen Akzenten und einem punktgenauen hohen C dürfte kein Wunsch offen bleiben, der für diese Figur des jugendlichen Liebhabers gehegt wird. Das übrige Ensemble, u.a. mit der jungen Edita Gruberova als Flora (!), ging genau auf den von Krips vorgegebenen, „italienisch“ biegsamen Musizierstil ein. Wenn Klassiker des Repertoires doch nur durchgehend auf diesem Niveau erneuert würden...
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